Rezension

Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe

Tödliches Klassentreffen - Adriana Jakob

Tödliches Klassentreffen
von Adriana Jakob

Bewertet mit 4 Sternen

Diesmal kann ich tatsächlich gar nicht so viel zur Gestaltung sagen, weil es sich bei Tödliches Klassentreffen um das erste eBook handelt, das ich gelesen habe und somit spielte die Gestaltung für mich diesmal keine große Rolle.

Mir ist aufgefallen, dass die Kapitel in Tödliches Klassentreffen überraschend kurz sind. Für mich war das ziemlich praktisch, weil ich den größten Teil der Geschichte in Punktschrift gelesen habe und ich somit das Gefühl hatte, ein Kapitel auch irgendwann beenden zu können und nicht ewig an einem Kapitel lesen zu müssen. Hin und wieder war ich über den ein oder anderen Szenenwechsel zwar etwas verwundert, fand manche Szenenwechsel aber gut gelungen, weil sie die Leser*innen zum Mitdenken anregten und uns nicht das Gefühl gaben, dass alles erklärt werden musste. 

Interessant fand ich auch, dass das eBook einige Seiten weniger hat, als das Printexemplar. Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass eBooks mehr Seiten haben, da eine Buchseite im eReader einer Doppelseite entspricht. (Okay, zumindest scheint das bei Adobe Digital Editions so zu sein). Deswegen befürchtete ich zeitweise schon, dass mir ein Teil der Geschichte fehlte. 

Beim Inhalt ist es mir besonders wichtig, zwischen dem Kriminalfall und den Charakteren, die wir hier kennenlernen zu unterscheiden. Denn nur eines von beiden konnte mich überzeugen. 

Der Kriminalfall an sich, hat mich nämlich leider nicht angesprochen. Allerdings hat das nichts damit zu tun, dass Adriana Jakob ihr Handwerk nicht versteht. Sie hat die Fährten gut gelegt und die Themen, die aufgrund des Kriminalfalls aktuell werden, gut und differenziert herausgearbeitet. Ich war zwar neugierig, wer denn der Täter war und wie Rauch ihn überführte. Aber die Umstände, was es mit dem Toten auf sich hatte und den Geschichten, die ans Licht kamen, interessierten mich weniger. Dazu muss ich aber auch sagen, dass es bei Krimis und mir häufig wie eine Art Lotterie ist: Entweder mir gefällt alles an der Geschichte, oder ich interessiere mich ausschließlich für die Charaktere. 

Was mir aber unglaublich gut an Tödliches Klassentreffen gefallen hat, war wie Adriana Jakob ihre Charaktere vorstellt und Fäden für mögliche Fortsetzungen von der Rauch-Reihe spinnt. 

Gleich zu Beginn lernen wir die Protagonisten dieser neuen Krimireihe kennen: Kommissar Rauch und seine Kollegin Sophie Hagen. Wir merken, das beide bereits auf eine gemeinsame Geschichte mit Höhen und Tiefen zurückblicken können. Einer Geschichte, die wir in diesem ersten Fall nur erahnen können, die aber mein Interesse geweckt hat und von der ich unbedingt mehr lesen möchte. 

Rauch und Hagen kennen sich sehr gut. Dennoch gibt es schwierige Themen in ihrer Freundschaft, die beide unausgesprochen lassen. Sie ahnen, dass es Themen sind, über die sie nicht gerne sprechen. Dennoch schweben genau diese Themen wie eine Wolke über ihnen. Und ich bin gespannt, ob sich diese Wolke mit einem großen Schauer oder eher mit einem leichten Nieselregen entleeren wird. 

Neben unseren Protagonisten lernen wir in Tödliches Klassentreffen auch spannende Nebencharaktere kennen: Da wäre zum einen Rauchs Familie, allen voran seine Tochter Anna, von der ich den Eindruck hatte, dass sie glaubt, sich um ihren Vater kümmern zu müssen und das obwohl sie selbst Hilfe gebrauchen könnte. 

Zum anderen steht und fällt ein Ermittler eben auch mit seinem Team: Und hier stehen Rauch mit Frederike Jansen und Dörflinger treue Seelen zur Seite. Jansen ist für die Technik bei der Polizei zuständig. Sie bringt Leute nicht nur wieder in die ein oder andere geschlossene Facebook Gruppe rein, sondern recherchiert auch jede Menge Infos, die eigentlich nicht frei im Netz zu finden sein sollten. Besonders toll finde ich, dass mit Frederike Jansen, das Klischee, Frauen verstünden nichts von Technik, völlig über den Haufen geworfen wird. Außerdem hat sie sich bei mir schon den Titel der Kult-Nebenfigur abgestaubt. 

Dörflinger, dessen Vorname mir leider immer noch entfallen ist, wirkt wie der stille Held in der zweiten Reihe, den Rauch und Hagen noch nicht richtig wahrnehmen. Aber ich glaube felsenfest daran, dass er in einem der nächsten Fälle seinen großen Auftritt haben wird. In Tödliches Klassentreffen versteht er sich erst einmal darauf, Rauch den Rücken freizuhalten. 

Adriana Jakob hat mich diesmal mit ihrem Schreibstil fasziniert. Normalerweise greife ich zu Titeln von Autor*innen, weil der Schreibstil Wiedererkennungswert hat. Ich weiß, selbst wenn mich die Geschichte nicht ganz überzeugen kann, wird sie zumindest gut erzählt. Doch nach den ersten Seiten von Tödliches Klassentreffen stellte ich erstaunt fest, dass ich Adriana Popescu auf den ersten Blick nicht im Schreibstil wiedererkennen konnte. Doch anstatt das mich diese Erkenntnis störte, fand ich es unglaublich spannend, dass die Autorin einfach so gefühlt völlig anders schreiben konnte.

Adriana Popescus Schreibstil zeichnete sich bisher durch die Ich-Perspektive und Gegenwart aus. Tödliches Klassentreffen hingegen erzählt sie aus der Erzählperspektive der dritten Person und der Zeitform der einfachen Vergangenheit. Doch wenn es dann zu den Dialogen kommt, lesen wir Adriana Popescu dann doch ein bisschen raus. 

Was ich bei Tödliches Klassentreffen etwas schwierig fand, war das Erzählende im Schreibstil: Wir erleben Rauch bei den Ermittlungen und begleiten ihn zu Befragungen. In diesen Momenten werden uns viele Informationen über Charaktere gegeben. Zuerst fand ich diese Art, die Geschichte zu erzählen spannend. Doch nach und nach vermisste ich die aktive Handlung. Ich hätte es beispielsweise interessant gefunden, wenn bei den Befragungen Welten zwischen dem Gesagten und der Atmosphäre des Gespräches liegen.  Das was zwischen den Zeilen passierte, war für mich noch nicht immer erkennbar. 

Was ich aber einen echt coolen Funfact an Rauchs erstem Fall fand, war, dass in der Geschichte unglaublich viel gegessen wird. 

 

Gesamteindruck 

Obwohl mich der Kriminalfall in Tödliches Klassentreffen an sich nicht von sich überzeugen konnte, hat mir der Auftakt dieser neuen Krimireihe sehr gut gefallen, weil wir die Ermittler*innen kennenlernen, deren Geschichten in dieser Reihe erzählt werden. Ich bin gespannt, welche Fälle wir mit Rauch, Hagen und Co. noch lösen dürfen und welche Geheimnisse im Laufe der Reihe ans Licht kommen.