Rezension

Gelungener Auftakt einer spannenden Reihe um die Welt der griechischen Götter - und der Teenagerhormone

GötterFunke 01. Liebe mich nicht - Marah Woolf

GötterFunke 01. Liebe mich nicht
von Marah Woolf

Bewertet mit 4 Sternen

"GötterFunke" ist das erste Buch von Marah Woolf, das ich gelesen habe. Ich habe schon viel Gutes von dieser Autorin gehört, und da in dieser Geschichte die griechische Mythologie eine große Rolle spielt, wollte ich sie unbedingt lesen.

Zuerst fange ich mit meinen Kritikpunkten an:

Jess war mir sehr sympathisch, aber sie ist leider der totale Stereotyp. Das sehr intelligente, sportliche Mädchen, Marke "Kumpel-Typ", das sein Licht total unter den Scheffel stellt und denkt, es sei für Jungs unsichtbar. Aber eigentlich ist sie superhübsch, so dass sich die tollsten Hechte in sie vergucken, obwohl sie doch nie auf ihr Äußeres achtet. Ja, na ja... es gibt Einfallsreicheres.

Cayden ist einfach nur perfekt, zumindest rein optisch. Er sieht so toll aus, dass ihm die Mädchen wortwörtlich am Hals kleben. Nun ja, er ist ein Gott, und das entschuldigt seine atemberaubende Wirkung auf Mädchen.

Aber auch alle anderen Figuren - und zwar nicht nur die göttlichen - sind mit einem perfekten Äußeren gesegnet. Jess' bester Freund Josh ist ein Frauenmagnet und steht den Göttern diesbezüglich in nichts nach. Jess' beste Freundin Robyn ist ebenfalls der Typ Topmodel. Und hey, sie können alle fechten! Manchmal hätte ich mir neben den sowieso (optisch) perfekten Göttern ein paar Normalos gewünscht.

Auch Jess' endlose Schwärmerei für Cayden fand ich nach über 100 Seiten langsam etwas anstrengend. Die ganze Zeit wird betont, wie wunderschön und gut gebaut Cayden ist. Jetzt mal abgesehen davon, dass mich diese Oberflächlichkeit zusehends nervte, trug es irgendwann auch nichts mehr zur Handlung bei.

Aber hier muss ich natürlich auch berücksichtigen, dass sich das Buch vor allem an Teenager richtet. Und ich kann mir vorstellen, dass jüngere Leserinnen zusammen mit Jess über 400 Seiten seufzen und schmachten können. Und Jess ist ja durchaus selbstkritisch und merkt selbst, dass sie total von der Rolle ist. Ich denke nur, man hätte sich ein paar "Oh Cayden, küss mich und reiß mir die Klamotten vom Leib!"-Szenen sparen können. Und auch das ewige Hin und Her hat ein bisschen genervt, wenn Jess mal wieder der Meinung war, dass Cayden ja gar nichts von ihr will, während er sie ständig schmachtend anblickt, eifersüchtig auf jeden ist und sofort wie aus dem Nichts als großer Beschützer auftaucht, sobald Jess auch nur niesen muss.

Aber kommen wir zu den Dingen, die mir an diesem Buch sehr gut gefallen haben:

Ich mag den Schreibstil sehr, er ist lebendig und jugendgerecht und lässt sich flüssig lesen. Der Plot ist gut durchdacht. Wir haben auf der einen Seite typische Teenager-Themen wie Freundschaft, Schwärmerei, Probleme mit den Eltern. Und parallel dazu gibt es die mythische Welt mit ihren Göttern und anderen Kreaturen 

Mir hat es gut gefallen, wie Marah Woolf sich mit der griechischen Mythologie auseinandersetzt und diese in die Handlung einbezieht, Vergangenheit mit Gegenwart verwebt. Die Götter und Mythen spielen eine große Rolle in diesem Buch, und man merkt richtig die Begeisterung und Faszination für die griechischen Götter. Es wird vieles erklärt, so dass auch Nicht-Kenner der griechischen Mythologie alles verstehen.

Toll fand ich, dass Jess sich so sehr für die Antike interessiert. Das muss natürlich so sein, da es für die Geschichte stimmiger ist, wenn sie z. B. einen Altgriechischkurs mit Cayden, Apollo und Athene besucht und sich mit den Mythen etwas auskennt, um Zusammenhänge schneller zu verstehen. Aber ein echtes Interesse an der Antike ist doch eher selten bei einer jugendlichen Protagonistin, und da ich selbst Klassische Archäologin bin, finde ich es klasse, dass Jess eine nicht alltägliche Leidenschaft hat.

Es war von Anfang an klar, dass es sich hier um den Auftakt einer Reihe handelt, so dass es nicht überrascht, dass das Ende offen ist. Wir haben es zum Glück nicht mit einem bösen Cliffhanger zu tun, aber die Geschichte zwischen Jess, Cayden und den Göttern ist noch nichtmal ansatzweise fertig erzählt, und man bleibt etwas unbefriedigt zurück, wenn man nach über 440 Seiten das Buch schließt. Im Anhang findet sich noch eine Leseprobe aus dem zweiten Band "GötterFunke - Hasse mich nicht" (erscheint voraussichtlich im September), die neugierig macht und grob zeigt, in welche Richtung es weitergeht.

Ich habe trotz meiner Kritikpunkte das Buch sehr gerne gelesen und fand die Handlung auch - abgesehen von den endlosen Schwärmereien - spannend und unterhaltsam. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen und freue mich schon darauf, die Fortsetzung zu lesen.