Rezension

Gelungener Auftakt mit kleineren Schwächen

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss -

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss
von Kim Nina Ocker

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover ist in natura noch deutlich schöner, als ich gedacht hätte. Die Farben sind super knallig und passen perfekt zu meiner Vorstellung von Frühling und Sommer, allerdings finde ich die Intention so mäßig passend, weil diese gerade in diesem Buch keine zentrale Rolle spielen, ich hätte winterliche Farben eventuell etwas passender gefunden. Das mindert aber nicht die Schönheit des Covers als solches.

Die Geschichte klingt wirklich vielversprechend: Bloom Kalinins Familie ist nicht so wie andere, stehen sie doch stellvertretend für den Winter und somit Teil der magischen Jahreszeitenfamilien. Bloom hat aber bisher ein halbwegs normales Leben geführt und ihr größter Wunsch ist es, weit weg von ihrer Familie zu studieren. Doch dann stirbt ihr Cousin und Blooms Kräfte, an die niemand mehr geglaubt hat, erwachen. Sie wird zur Hüterin des Winters und muss auf einem großen Ball das Jahreszeitenarmulett übergeben, damit der Frühling eingeleitet werden kann. Auch wenn Bloom sich lange gegen die Traditionen gesträubt hat und eigentlich nicht Teil des Ganzen sein will, begeistert sie der Ball und vor allem der charmante Hüter des Frühlings. Als er sie dann mach dem traditionellen Tanz küsst, scheint der Abend perfekt zu sein, doch dann stellt sie fest, dass er zusammen mit dem Amulett verschwunden ist und dass das der Start einer Revolution sein könnte…

Ich weiß nicht so genau, was ich von dem Buch erwartet habe, aber ich mochte die New Adult Romane von Kim Nina Ocker bisher wirklich gerne und habe mich deswegen durchaus auf dieses Buch gefreut. Zum Glück wurde ich auch nicht enttäuscht, obwohl es mir das Buch zu Beginn doch ein wenig schwer gemacht hat. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut: Leicht und flüssig, sodass ich trotz einiger Anlaufschwierigkeiten wirklich gut durch das Buch geflogen bin und es recht schnell durchlesen konnte. 

Die Geschichte hat mir vor allem zu Beginn mehr Schwierigkeiten gemacht, weil sie mich nicht so richtig gepackt hat. Das lag aber überhaupt nicht an der Idee, weil ich die wirklich gut fand. Die Idee von Häusern, die zumindest indirekt die Jahreszeiten kontrollieren und für die Ausgewogenheit dieser im Jahr sorgen, fand ich unglaublich spannend und erstaunlich innovativ. Das Problem war vielleicht, dass Bloom sich so gegen die Familie gesträubt hat und gar nicht mehr Teil davon sein wollte, was ich absolut verstehen konnte, schließlich haben diese sie nicht unbedingt gut behandelt, aber das hat es mir auch echt schwer gemacht. Die wenigen Informationen wurden mir am Anfang einfach eine Spur zu oft wiederholt, sodass ich beim dritten oder vierten Mal der Betonung der Wichtigkeit des Frühlingsballs ein bisschen die Augen verdreht habe. Ja, ich habe verstanden, warum dieses Ritual so wichtig ist und warum man es unbedingt braucht, um die Welt im Gleichgewicht zu halten, aber es wird mir dann doch zu oft erwähnt. Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit, sorgt aber dennoch dafür, dass ich Schwierigkeiten hatte, so richtig in die Geschichte zu kommen. Als ich dann aber einen Zugang zu Bloom und ihrer Geschichte gefunden hatte, wurde es deutlich leichter.

Dazu trugen nach einer gewissen Zeit auch die Charaktere bei. Zu Beginn fiel mir aber auch der Zugang zu diesen extrem schwer. Bloom mochte ich schon von Anfang an wirklich gerne, sie wirkt zu Beginn eher zurückhaltend und fast schon schüchtern, das relativiert sich aber mit dem Verlauf des Buches. Sie wird mit dem Erstarken ihrer Kräfte sehr viel selbstbewusster und lässt sich nicht mehr einschüchtern oder ausschließen, egal wovon. Das fand ich wirklich gut und ich habe sie nach und nach wirklich ins Herz geschlossen. Mit den Nebencharakteren habe ich mich da aber schwerer getan, vor allem weil sie einfach nicht vorkommen. Bloom hat zwar eine beste Freundin, dadurch dass sie aber nicht in die phantastische Welt eingeweiht ist, bleibt sie für mich ein bisschen außen vor und sehr blass. Das gleiche gilt auch für viele anderen Nebencharaktere, die erst mit Verlauf des Buches ein wenig an Farbe und Kontur gewinnen. Mir fehlt dabei einfach neben den Protagonisten der eine oder die eine, der mein Herz gewinnt, es bricht und wieder zusammensetzt, weil er oder sie einfach ein so guter Freund ist. Das können Bloom und Kevo leider nur bedingt ausgleichen, auch wenn man deren Chemie förmlich greifen kann und ich sowohl ihre Zuneigung als auch ihre Konflikte gut nachvollziehen konnte. 

Alles in allem mochte ich das Buch wirklich gerne, weil ich die Idee, den Schreibstil und die Protagonist:innen wirklich gerne mochte. Allerdings habe ich echt lange gebraucht, um in die Geschichte so richtig reinzukommen und noch konnten mich die Nebencharaktere nicht so richtig überzeugen. Ich freue mich aber dennoch schon auf den zweiten Teil der Reihe, weil ich nach diesem Ende unbedingt wissen will, wie es weitergeht.