Rezension

Gelungener Debütroman

Die Zeit der vergessenen Kinder - Charlotte Kliemann

Die Zeit der vergessenen Kinder
von Charlotte Kliemann

Bewertet mit 4 Sternen

„Eine Geschichte wird erst zur Geschichte, wenn jemand sie gelesen hat.“„Eine Geschichte wird erst zur Geschichte, wenn jemand sie gelesen hat.“

Der Journalist Martin liest die Lebensgeschichte einer fremden Frau und entbrennt in Liebe zu ihr. Gerne würde er sie persönlich kennenlernen, doch seine diesbezüglichen Versuche bleiben erfolglos. Erst zwei Jahre später, inzwischen hat er ein Buch über seine Mutter (eine Roma) veröffentlicht, melder sich die Fremde bei ihm. Beide wissen durch die Lektüre schon viel voneinander, doch als Leser dieses Buches tappt man lange im Dunkeln. Erst nach und nach entpuppen sich die Kindheitsdramen.

Je weiter ich in diesem Buch vordrang, desto stärker zog es mich an. Anfangs dachte ich noch: "Wie kann eine Frau so über männliche Gefühle schreiben?" Martin zeigt als Ich-Erzähler zu Beginn ein Einfühlungsvermögen, das sich wohl so manche Frau von einem Mann erhofft. Die Gschichte seiner Mutter - und was sie ihm angetan hat - bleibt lange Zeit im Dunkeln. Nur häppchenweise erfährt der Leser von seinem Trauma und der Angst vorm Verlassen werden. Dadurch gewinnt das sehr emotional geschrieben Buch unglaublich an Spannung.

Dieser Roman führt dem Leser deutlich vor Augen, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinreicht, wie Erlebnisse der Eltern in den Kindern weiter rumoren. Obwohl mir das Buch sehr gut gefallen hat, bin ich der Meinung, dass die Autorin zu viele Problem in Angriff genommen hat: Da ging es um die Verfolgung der Roma im Krieg, um Scheidungskinder, einen Suizid, um das Fremdheitsgefühl von Martin, um die Probleme einer jungen Liebe und um spychische Auffälligkeiten.

Auf jeden Fall werde ich mir den Namen der Autorin merken. Denn nach diesem Debüt können wir sicherlich noch einiges von ihr erwarten.