Rezension

Gelungener Einstieg

Die Überlebenden - Alexandra Bracken

Die Überlebenden
von Alexandra Bracken

Viel wusste ich von diesem Buch eigentlich nicht, bevor ich es in den Händen hielt. Ein paar Blogs hatten es rezensiert, aber ich hatte nur eine Rezi wirklich gelesen. Trotzdem fand ich den Klappentext ziemlich spannend und ich schlich eine ganze Weile drum herum. Schließlich habe ich es dann beim Verlag angefragt, um mich selbst zu überzeugen.
Ein Virus tötet alle Kinder ab 10 Jahren. Es fängt von jetzt auf gleich an und keiner weiß, wo der Virus her kommt. Immer mehr Kinder in Amerika fallen der Krankheit zum Opfer, bis das Land sogar abgeriegelt wird.
Doch ein paar Kinder überleben und scheinen resistent zu sein. Anstatt sich darüber zu freuen, begegnet man diesen Jugendlichen mit Furcht, denn schnell wird eins klar: Sie sind anders!
Egal, ob sie nur überdurchschnittlich intelligent sind, Gegenstände schweben lassen oder Gedanken manipulieren, sie alle gelten als Gefahr. In Lagern werden die Kinder eingesperrt, um sie zu kontrollieren und die besonders gefährlichen umzubringen.
Der jungen Ruby gelingt die Flucht. Doch auch außerhalb des Lagers ist sie nicht sicher, denn zu viele Parteien haben ein Interesse an ihr und ihren Fähigkeiten.
Als erstes fällt einem die Gestaltung des Buches auf. Der Umschlag ist wie eine Höhlenwand bedruckt und wenn man es in die Hand nimmt, fühlt es sich auch sehr rau und perforiert an. Das macht das Buch optisch schon zu etwas besonderem.
Die Story hingegen lässt etwas auf sich warten. Die Idee ist wirklich gut und hatte mich schnell überzeugt, da es viele Möglichkeiten bietet. Aber hier und da bringt sie doch Längen mit sich, so dass es sich gelegentlich etwas zieht. Das ist ziemlich schade, da die spannenden Szenen beweisen, dass es auch ganz anders geht. Zum Glück hat man immer wieder spannende Momente, so dass etwas Abwechslung drin ist.
Auch Ruby als Protagonistin macht es dem Leser nicht unbedingt leicht. Wer eine starke, selbstbewusste Heldin erwartet, ist bei Ruby echt falsch, was irgendwie auch nachvollziehbar ist. Das Lager hat sie gebrochen. Sie hat gelernt ruhig und unauffällig zu sein, sich nicht zu widersetzen und kennt fast nur Gewalt und Unterdrückung. Jahrelang hat man ihr eingeredet, dass sie ein Monster ist und weil sie ihre Fähigkeiten nicht kontrollieren kann, hat sie sogar selbst Angst vor sich. Mit ihren Selbstzweifel und Selbstvorwürfen geht sie einem irgendwann ziemlich auf die Nerven, aber mit der Zeit entwickelt sie sich. Am Ende bekommt man sogar einen guten Ausblick auf eine starke Ruby und das macht sie zu einer interessanten Person. Ich finde es super, wenn Charaktere sich glaubhaft entwickeln und das ist hier gelungen.
Was Ruby fehlt, gleichen die anderen Charaktere direkt aus. Allein das Trio Liam, Chubs und Zu ist so großartig gestaltet, dass sie einem wahnsinnig schnell ans Herz wachsen. Hier merkt man, dass sich die Autorin ganz große Mühe gemacht hat. Von ihnen möchte man möglichst viel erfahren und man versteht, warum Ruby ihnen vertraut.
Gerade die Beziehung zu Liam überzeugt, weil sie so leise und sanft ist. Man kann es gar nicht anders beschreiben. Es ist nicht kitschig und dick aufgetragen, sondern nur sanfte Momente und kleine Berührungen. Das ist wirklich toll, ohne zu dominierend in dem gesamten Kontext der Geschichte zu sein.
Absolut überzeugend an dem Roman war das Ende. Wer bis dahin noch seine Zweifel an der Geschichte hatte, wurde hier eines besseren belehrt. Ich will gar nichts verraten, aber das Ende hat mich umhauen, sprachlos gemacht und ich musste mir wirklich ein Tränchen verkneifen. Damit hatte ich nicht gerechnet! Und danach will man definitiv den zweiten Band lesen. Der zweite Band „Furchtlose Liebe“ erscheint am 16.02.2015.

Fazit:
„Die Überlebenden“ ist ein solider Einstieg in eine Reihe, die vielversprechend werden könnte. Trotz kleinerer Längen und einer anstrengenden Protagonistin, kommt man auf seinen Lesegenuss. Nebencharaktere und ein spannendes Weltenkonzept verzaubern den Leser. Spätestens das Ende weiß einen zu überzeugen und macht einem Lust auf die nächsten Teile.