Rezension

Gelungener Mittelalter-Krimi

Die Henkerstochter und der König der Bettler - Oliver Pötzsch

Die Henkerstochter und der König der Bettler
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Endlich ein neues Abenteuer von Jakob und Magdalena Kuisl und Simon Fronwieser! Dieses Mal verschlägt es den Schongauer Henker nach Regensburg. Er soll seiner schwer kranken Schwester helfen. Leider endet seine weite Reise schon an den Toren der Stadt, als Jakob – provozierend wie er ist - für eine Nacht festgenommen wird. Am nächsten Tag wieder auf freien Füßen, eilt er natürlich sofort zum Hause seiner Schwester um dort den nächsten Schrecken zu erleben: Schwester und Schwager sind tot – ermordet um genau zu sein! Natürlich dauert es nicht lange, bis er „auf frischer Tat ertappt“ und in den Kerker gesperrt wird. Für die Regensburger ist klar, dass der hünenhafte Fremde der Täter ist. Für Jakob beginnt eine grausame, hoffnungslose Zeit in Gefangenschaft und wäre nicht zufällig seine Tochter Magdalena mit ihrem Freund Simon aus der Heimat geflohen, um in Regensburg ein neues Leben zu beginnen, würde er wohl immer noch im Kerker sitzen. Für die beiden beginnt eine gefährliche Suche nach den Ursachen der hinterlistigen Falle, die dem Schongauer Henker gestellt wurde und dabei erhalten sie zwar allerhand Hilfe, allerdings kreuzt auch der ein oder andere Schurke ihren Weg.

Die Geschichte übertrifft sich dieses Mal selbst. Mit einem grandiosen Tempo wird der Grundstein für das große Rätsel gelegt und der Leser fängt sofort an, mit dem bärigen Kuisl zu leiden – immerhin ist uns Außenstehenden von Anfang an klar, dass dieser niemals besagte Tat begangen hat. Magdalenas und Simons Suche nach der Wahrheit führt sie zu den verschiedensten Schauplätzen und bringt sie mit vielen, teils dubiosen Zeitgenossen in Kontakt. Ihr Leben hängt nicht nur einmal am seidenen Faden, dennoch – sei es Glück oder der gute Wille des Autors – kommen sie auf ihrem Weg schnell vorwärts. Leider müssen sich die beiden Turteltauben dieses Mal zusätzlich noch mit den ersten Problemen in ihrer jungen Liebe herumschlagen. Die Welt war halt auch damals noch nicht rosarot. Immerhin wachsen die Charaktere an ihren Entwicklungen, was sie für den Leser nur menschlicher und sympathischer macht.

Sprachlich hat Oliver Pötzsch eine Meisterleistung verbracht. Atmosphärisch, der Zeit angemessen und doch nicht antiquiert, mit einem Hauch Bayrisch versehen ohne unverständlich zu wirken  - einfach grandios. Das Buch liest sich zu jeder Zeit flüssig und als Leser fällt es einem sehr leicht, sich schnell am Ort des Geschehens zu fühlen. Hervorzuheben ist auch, dass die Handlung an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig wirkt. Die vielen Perspektivenwechsel zwischen den Protagonisten sind nicht zu häufig und nicht zu selten – genau richtig für eine spannende, abwechslungsreiche Geschichte.

Für mich als Krimileser war es ein zusätzlicher Ansporn über die Auflösung des ganzen Rätseln nachzudenken. Tja, meine Fantasie hat mich weit gebracht, aber nicht annähernd in die richtige Richtung. Trotzdem wirkt die Erklärung vollkommen schlüssig und nachvollziehbar und steht mit sämtlichen vorher gestreuten Hinweisen im Einklang. Grandios ausgedacht, Herr Pötzsch! Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Reihe, auch wenn meine Erwartungen nun noch ein kleines bisschen höher liegen als vorher. :-)