Rezension

Gelungener Plot

Für jede Lösung ein Problem - Kerstin Gier

Für jede Lösung ein Problem
von Kerstin Gier

Gerri ist verzweifelt und sieht nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Vor ihrem Ableben hat sie jedoch noch einige Dinge zu erledigen und vor allem noch so einiges zusagen. Deswegen schreibt sie Abschiedsbriefe an fast alle, die sie kennt. Da sie denkt, nun nichts mehr zu befürchten zu haben, schreibt sie offen und ehrlich, was sie über die Empfänger der Briefe denkt und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Dummerweise geht ihr Selbstmordversuch dann aber schief und sie muss nun mit den Auswirkungen ihrer Briefe leben…

„Für jede Lösung ein Problem“ habe ich bereits vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen. Da ich momentan auf leichte Kost stehe und auch gerne Kerstin Giers Bücher lese, habe ich das Buch nun erneut gelesen. An meine Eindrücke vom ersten Mal konnte ich mich auch gar nicht mehr so genau erinnern, weswegen ich recht unbefangen an die Geschichte heran gehen konnte. Gestern Abend habe ich es mir dann mit einer Flasche Sekt und dem Buch auf der Couch gemütlich gemacht und konnte erst wieder aufhören zu lesen, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte.

Dank Kerstin Giers toller Art, Personen, Orte und Situationen zu beschreiben, konnte ich mich sofort in das Geschehen eindenken. Besonders angetan haben es mir die Charaktere der Figuren. Gerris Mutter würde ich zwar nicht als Mutter haben wollen, aber als Figur fand ich sie einfach nur herrlich und habe mehr als einmal über ihre anstrengende Art lachen müssen. Doch auch die anderen Figuren konnten absolut überzeugen.

Die Idee, ein lustiges Buch über ein so ernstes Thema wie Selbstmord zu schreiben, finde ich gut und auch irgendwie mutig. Dabei ist es Kerstin Gier gelungen, Gerris verpatzten Selbstmord wirklich in einen lustigen Kontext zu stellen, ohne sich dabei über depressive und/oder suizidale Menschen lustig zu machen. Andernfalls hätte zumindest ich das Buch auch nicht mit so viel Genuss lesen können. Gerris Gründe dafür, sich das Leben nehmen zu wollen, wurden für meinen Geschmack zu oberflächlich dargestellt und hier hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Für mich stellt sich zudem die Frage, warum Gerri nicht erneut versucht hat, sich umzubringen. Sie hätte ja wirklich nur in die Apotheke gehen müssen, um sich neue Tabletten zu besorgen. Mir ist klar, dass Gerris Selbstmordversuch nur der Aufhänger dafür ist, wie es ist damit leben zu müssen, dass jeder weiß was man über ihn denkt, dennoch hätte ich in diesem Punkt etwas weniger Oberflächlichkeit wünschenswert gefunden.  Gerri verschickt Abschiedsbriefe an ihre Familie, Freunde und Bekannte, in denen sie allen ordentlich die Meinung sagt. Diese Briefe werden in den Verlauf der Geschichte eingestreut und haben mich immer wieder zum Lachen gebracht. Auch wenn viele der Briefempfänger zwar erst Mal geschockt und verstimmt waren, gingen sie meiner Meinung nach doch recht locker damit um, mal die Meinung gesagt zu bekommen. Hier hat es mich schon etwas gewundert, dass dies nicht zu mehr Gesprächen und Diskussionen geführt hat.

Fazit:

Die Grundidee des Buches finde ich sehr gelungen. Stellenweise ist mir Kerstin Giers Umsetzung etwas zu oberflächlich, dies macht sie jedoch mit jeder Menge Witz wieder wett, so dass ich beim Lesen sehr viel gelacht habe.