Rezension

Gelungener Reihenauftakt, der es durchaus mit den Nightingale-Schwestern und Schweikerts Charité aufnehmen kann

Die Krankenschwester von St. Pauli - Tage des Schicksals - Rebecca Maly

Die Krankenschwester von St. Pauli - Tage des Schicksals
von Rebecca Maly

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje rettet ihm das Leben. Diese Erfahrung weckt in ihr den Wunsch, Krankenschwester zu werden. Die Familie zieht ins Hamburger Gängeviertel, Svantjes Vater arbeitet in der Werft, ihre Mutter erhält eine Anstellung als Hausmädchen bei der reichen Familie Harkenfeld, den Besitzern der Werft. Zunächst verdient Svantje Geld, indem sie Wasser aus Brunnen schöpft und ausliefert. Später verwirklicht sie ihren Traum und schließt mit eiserner Disziplin ihre Ausbildung als Krankenschwester ab. Nachdem sie ihre Mutter eine Jahr im Haushalt der Harkenfelds vertreten muss, arbeitet sie endlich in ihrem Traumberuf. Doch es tut sich noch mehr in ihrem Leben: Sie lernt den Tuchhändler Friedrich Falkenberg kennen, für den sie schon bald mehr empfindet. Als sich in Hamburg die Cholera ausbreitet, steht Svantjes größte Prüfung noch bevor....

 

Rebecca Malys flüssiger, unkomplizierter und angenehmer Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen. Das Cover zeigt eine Krankenschwester -in historischer Arbeitskleidung- vor Hamburgs Hafen. Das Titelbild erinnert ein wenig an Donna Douglas Reihe  um die Nightingale Schwestern. Das passt sehr gut, handelt es sich doch um dasselbe Genre, außerdem spricht der Roman Leser mit ähnlichen Vorlieben an. 

 

Svantje Claasen ist eine bewundernswerte Heldin. Sie arbeitet sehr hart für ihren Traum, Krankenschwestern zu werden. Mit eisernem Willen und unerschütterlicher Disziplin verwirklicht sie schließlich ihren Plan. Doch damit ist sie längst nicht am Ziel ihrer Wünsche. Die Choleraepidemie fordert Svantje Unmögliches ab. Und dann verliebt sie sich auch noch. In „Die Krankenschwester von Sankt Pauli“ spielen sehr viele verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten eine Rolle: Svantjes Familie und ihr Freund Raik, die in Armut leben und nichts geschenkt bekommen, aber auch die Sprößlinge der Harkenfelds, Sohn Richard, der einmal die Werft übernehmen soll, aber im Lauf der Geschichte die großen Misstände und schrecklichen Zustände bei der Werftarbeit erkennt, seine Schwester die verwöhnte Hilde, die schlimme Erlebnisse verarbeiten muss, und der aufgeschlossene Friedrich, der mit dem Standesdünkel seiner Eltern zu kämpfen hat....

Mir hat sehr gefallen, dass die Charaktere so unterschiedliche Voraussetzungen haben, aus so gegensätzlichen Milieus stammen. Das macht die Geschichte sehr interessant und zeigt verschiedene Seiten und Facetten eines Themas.

 

Die Handlung des Roman war für mich durchgehend spannend und mitreißend. Immer wieder wurden neue Herausforderung thematisiert, die die Figuren bewältigen müssen. Svantje  kommt niemals wirklich zu Ruhe. Das macht die Geschichte wahnsinnig fesselnd, auch mit den anderen Figuren musste ich einfach mitfiebern. Der Roman endet mit einem dramatischen, überraschenden Cliffhanger.

 

Ich mag Donna Douglas Nightingale Schwestern, auch Ulrike Schweikerts Charité-Romane und die Reihe um Helene Sommerfelds Ärztin habe ich sehr gerne gelesen. Rebecca Malys Buch muss sich vor diesen erfolgreichen Romanen des Genres definitiv nicht verstecken.“Die Krankenschwester von St. Pauli“ hat mich perfekt unterhalten und nebenher noch über verschiedene medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen informiert. Ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Svantje und den anderen Figuren weitergeht, bin schon nach dem ersten Buch der Reihe ein Fan geworden und freue mich auf weitere.