Rezension

Gelungener Reihenauftakt mit fiesem Cliffhanger

Die Mission - Rod Rees

Die Mission
von Rod Rees

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ella Thomas hätte diesen Auftrag nie annehmen sollen. Aber für solche Gedanken ist es nun zu spät. Sie ist in einer Computersimulation gefangen und muss die Tochter des Präsidenten aus der virtuellen Welt der "Demi-Monde" retten. Die amerikanische Regierung entwarf diese Simulation einst als Trainingsgelände für Soldaten und schuf damit unwillentlich eine Falle, die immer mehr Menschen zum Verhängnis wird. Eigentlich ist Ella Jazz-Sängerin, doch nur sie konnte mit einer glaubhaften Tarnung in die Demi-Monde eigneschleust werden und wird nun mit einer alternativen Realität konfrontiert, die ihre schlimmsten Alpträume wahr werden lässt.

Das Buch liefert einen (zumindest in meinen Augen) glaubhaften Vorwand, um so ziemlich die schlimmste Dystopie zu schaffen, von der ich je gelesen habe. Ein Riesenhaufen an Psychopathen, eine vorprogrammierte Überbevölkerung und Völker, die einander bis aufs Blut hassen - perfekt, um Soldaten zu trainieren, wie es scheint.
Doch die Computersimulation gerät innerhalb von vier Jahren nach Inbetriebnahme völlig außer Kontrolle - und hat mich als Leserin wie schon lange kein anderes Buch dazu animiert, herumzurätseln und mich zu fragen, wie es wohl weitergeht...
Man braucht ziemlich viel Vorwissen, um alle Anspielungen zu verstehen (und ich habe mindestens ein Wortspiel gefunden, das im Deutschen gar nicht aufgeht *g*) - ich hatte in der Schule zwar den Geschichtsleistungskurs, musste aber doch einige der Personen googeln, die der Autor aus der Weltgeschichte in die Demi-Monde verpflanzt hat. Gewisse Geschichtskenntnisse zu USA, Russland/Sowjetunion, China, Deutschland und Südamerika/Afrika sind unerlässlich, um wirklich alles zu verstehen. Russisch- und Französischkenntnisse können auch nicht schaden und obwohl ich viele Sprachen spreche und eigentlich ganz gut in Geschichte unterwegs bin, musste ich einige Male bestimmte Entitäten nachgoogeln.
Das Buch geht sehr, sehr kreativ mit Begriffen und Schreibweisen um - der HimPerialismus und der HerEtikalismus beispielsweise verraten in ihren Namen (augenzwinkerd), worum es in diesen religiösen Strömungen ungefähr geht. Auch hier sollte man auf jeden Fall mitdenken können, denn natürlich erschließen sich einige Zusammenhänge nur, wenn man einen Begriff schön um die Ecke denkt.

Dennoch ist der Reihenauftakt eine spannende, unterhaltsame Lektüre, bei der man sich permanent fragt, wie die Figuren da nur wieder rauskommen oder wer eigentlich auf welcher Seite steht. Die Figuren machen interessante Wandlungen durch und die Tatsache, dass die Protagonistin so versiert in der Welt ist wird plausibel erklärt.

Wenn es etwas gibt, womit ich sehr unzufrieden bin, dann ist das der fünffache Cliffhanger, mit dem man entlassen wird - ich würde schon gern wissen, wie es weitergeht, muss aber warten, bis ich irgendwie mal an die Fortsetzung gelange...

Diese Webseite habe ich eben erst entdeckt: http://thedemi-monde.com auf ihr kann man ein wenig Demi-Monde-Flair schnuppern und erfährt nette Zusatzinformationen :).