Rezension

Gelungener Roman um einen Journalisten, der zum politischen Akteur wird und damit eine unheilvolle Entwicklung in Gang setzt

Die Wahrheit der anderen - Daniel Zipfel

Die Wahrheit der anderen
von Daniel Zipfel

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Roman gelingt dem Autoren Daniel Zipfel ein vielschichtiger Roman, der sich vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssitiuation mit dem Thema Wahrheit und der Rolle der Medien auseinandersetzt. 

Nach dem Tod eines pakistanischen Flüchtlings in Polizeigewahrsam kommt es in Wien zu Protesten und einer Kirchenbesetzung. Ein eher zufällig entstandenes Foto des Journalisten Uwe Tinnermans rückt die junge Veena Shahidi ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Der Journalist ergreift die Gelegenheit und baut die junge Frau immer stärker zur Symbolfigur des Protests auf. Doch ihre Anwältin Birgit Toth hat schnell die Befürchtung, das dies ihrer Mandantin eher schaden als nutzen könnte und versucht gegenzusteuern. 

Der Autor erzählt die gut aufgebaute Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und lässt dabei den Journalisten Tinnermans in seinen Passagen als Ich-Erzähler auftreten. Das die Geschichte in Wien spielt, ist eigentlich eher nebensächlich, passieren könnte sie eigentlich überall. Die Figuren sind durchgehend gut charakterisiert und vielschichtig angelegt. Im Verlauf der Geschichte entwickeln die Protagonisten dann auch ihr ganz eigenes Bild von der Wahrheit, die nicht unbedingt mit der Wahrheit der anderen übereinstimmen muss. Die Aufgabe, aus diesen unterschiedlichen Wahrheiten, bei denen es sich eigentlich auch eher um Wahrnehmungen handelt, ein Gesamtbild zu erschaffen, bleibt am Ende aber dem Leser selbst überlassen. 

Ein gelungener Roman mit einer Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Und garantiert keine Lektüre für nebenbei, hier muss man sich ganz auf das Geschehen und die Figuren einlassen, um alle Facetten der Geschichte zu erfassen.