Rezension

Gelungener und unterhaltsamer Krimi

Prost, auf die Wirtin -

Prost, auf die Wirtin
von Friedrich Kalpenstein

Bewertet mit 4 Sternen

»Und woher weiß du das? Bist du oft im Wirtshaus?« »Nein. Die Schneider Heidi hat’s meiner Mama erzählt. Und die weiß es von der Grießbacher Gudrun, weil der ihr Mann im Schützenverein ist. Der war aber an dem Abend nicht da, aber der Kleinschmidt Kurti hat’s ihm erzählt. Kurti ist der zweite Vorstand vom Schützenverein und amtierender Schützenkönig.«

In Brunngries, einem kleinen Ort in den Chiemgauer Alpen, gehen die Uhren noch etwas anders. Hauptkommissar Constantin Tischler, frisch aus München dorthin versetzt, fühlt sich an seinem neuen Einsatzort aber sofort rundum wohl. Was auch gut ist, denn er hat noch nicht einmal seine Umzugskisten ausgepackt, als er zur Leiche der Wirtin Franziska Leidinger gerufen wird. Wer erschoss die beliebte Franziska in einem Waldstück? Der ganze Ort steht vor einem Rätsel. Aber natürlich gibt es Gerüchte und schon bald die ersten Verdächtigen. Tischler nimmt seine Arbeit auf, mal unterstützt und mal leicht ausgebremst von dem höchst eifrigen Polizeiobermeister Felix Fink.

 

Ich gebe zu, als ich das Cover sah, fürchtete ich, dass der Krimi albern und/oder soft wäre. Schon bald konnte ich jedoch erleichtert aufatmen. Das Cover steht für die Art, in der ganz wunderbar mit bayerischen Klischees gespielt wird. Das ist sehr unterhaltsam und ließ mich immer wieder schmunzeln. Darüber hinaus präsentiert sich hier ein schöner, runder Krimi mit einer im Grunde klassischen Story und einem gelungenen Schluss. Bei den Ermittlungen nutzen Tischler und Fink die örtlichen Besonderheiten (siehe Eingangszitat). Sehr effektiv, obwohl vor allem bei Fink der Schuss auch schon mal nach hinten losgeht ;-)

 

Damit wären wir bei den Charakteren. Fink ist ein richtig netter, auch wenn er vor lauter Eifer nicht selten von einem Fettnapf in den nächsten fällt. Der junge Polizist ist manchmal noch etwas naiv, hat aber ordentlich Potential. Tischler hat ein paar Macho-Eigenschaften, die ich nicht so mag und einige Punkte seiner Vergangenheit kann ich bislang (weil nur angedeutet) noch nicht richtig einordnen. Vermutlich klärt sich das bei weiteren Fällen.

 

Fazit: Schöner, runder Krimi. Unterhaltsam durch das Spiel mit den Klischees. Mir hat das gut gefallen und beim nächsten Fall für Tischler (erscheint im März 2021), bin ich gerne wieder dabei.