Rezension

Gelungener, wenn auch spezieller Auftakt

Pirlo - Gegen alle Regeln -

Pirlo - Gegen alle Regeln
von Ingo Bott

Bewertet mit 5 Sternen

Der Strafverteidiger Pirlo schwamm nach einem großen – gewonnenen – Fall auf der Erfolgswelle. Damit zog er Neider an und die sorgten für seinen tiefen Fall. Aus der Kanzlei geworfen, scheint Pirlo am Anfang des Buches bereits am Ende, doch dann klingelt eine Frau an seiner Haustür und hat einen Fall für ihn. Einen scheinbar sehr eindeutigen und gleichermaßen aussichtslosen Fall, aber Pirlo nimmt ihn an, eröffnet eine Art Wohnzimmerkanzlei. Unterstützt wird er von einer jungen Anwältin und dann ist da noch die Familie. In Pirlos Fall eine ganz spezielle Besonderheit, die für zusätzlichen Stress sorgt…

Justizgeschichten lese ich nicht sehr regelmäßig, dabei mag ich sie eigentlich. Nur – muss man auch die guten Geschichten erst einmal entdecken. Bei Pirlo hatte mich direkt der Klappentext angesprochen, verspricht er doch einen besonderen Protagonisten und genau den bekommt der Leser. Nicht unbedingt auf Anhieb sympathisch und mit einigen Problemen behaftet, aber ziemlich gewitzt und ehrgeizig kommt der Strafverteidiger daher. Er ist erfrischend anders, sein familiärer Backround alles andere als alltäglich. Und genauso außergewöhnlich sind auch seine Methoden – zumindest, wenn er in die Enge getrieben wird. Der Titel „Gegen alle Regeln“ passt, soviel sei gesagt. Unterstützt wird er von einer jungen Anwältin, die ebenso viel Schneid hat, und doch so ganz anders ist, als ihr Chef. Das macht das Zusammenspiel der beiden sehr unterhaltsam und bringt auch den Fall immer wieder voran.

Der übernommene Fall wirkt sehr eindeutig, eine Verteidigung extrem schwierig bis aussichtslos und dann ist die Mandantin auch noch sehr speziell. Zu viel will ich nicht verraten, aber ich hätte das Mandat sicher ganz schnell niedergelegt….nicht so Pirlo.

Das Geschehen vor Gericht ist sehr bildlich, das Kopfkino springt sofort an und man bemerkt die Erfahrung des Autors ganz deutlich. Die Spannung ist nicht immer auf dem höchsten Level, aber immer ist die Frage im Hinterkopf: Was ist denn nun wirklich vorgefallen? Kann Pirlo der Wahrheit auf die Sprünge helfen? Das Ende fand ich stimmig, gut durchdacht und mir gefiel es sehr gut.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig, gut zu lesen und die Geschichte mit ihren Perspektiv- und Zeitsprüngen so gut aufgebaut, dass man das Buch irgendwann kaum mehr aus den Händen legen mag.

Der Auftakt hat mich fast auf ganzer Linie überzeugt, auch wenn mir dann manches mit dem Clan doch ein wenig zu viel war. Die Reihe werde ich sicher fortsetzen und empfehle sie auch gerne weiter.