Rezension

Gelungenes Debüt

Bis ihr sie findet - Gytha Lodge

Bis ihr sie findet
von Gytha Lodge

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte bedient sich eines klassischen Schemas: 

Eine Freundesgruppe trifft sich an einem isolierten Ort, mit katastrophalen Folgen für eine:n der Anwesenden. Alle sind verdächtig, alle beharren auf ihrer Unschuld… Der Fall bleibt für lange Jahre unaufgeklärt, bis eine neue Entwicklung dazu führt, dass die Ermittlungen wieder aufgegriffen werden.

In Gytha Lodges Variation dieses Klassikers sind es sechs Jugendliche, die gemeinsam im Wald zelten – mit Alkohol, Drogen und brodelnden Hormonen. Am nächsten Morgen ist Aurora, das vierzehnjährige Nesthäkchen, spurlos verschwunden. Was ist passiert? Mindestens eine:r der Jugendlichen muss es wissen… Und schweigt. Dreißig Jahre später wird eine Leiche ganz in der Nähe des damaligen Zeltplatzes gefunden, und die Knochenanalyse zeigt: Alter und Geschlecht stimmen.

DCI Jonah Sheens beginnt damit, das dichte Lügengeflecht zu entwirren, und muss sich dabei durch einen Morast unzulänglicher, möglicherweise korrupter Polizeiarbeit wühlen – ohne an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, dass er Aurora kannte.

Zu meiner Meinung:

Um es vorweg auf den Punkt zu bringen: Die Grundidee mag nicht neu sein, doch Gytha Lodge setzt sie mit einer Souveränität um, die vergessen lässt, dass es sich hier um einen Debütroman handelt! Der atmosphärische Schreibstil führt sehr ansprechend und vielfältig durch die Geschichte.

Beim ersten Band einer neuen Krimireihe ist eine gute ‚Besetzung‘ schon die halbe Miete: komplex geschriebene Verdächtige mit Tiefgang, und vor allem Ermittler:innen, die einen lang angelegten Handlungsbogen tragen können. Als Fundament kann ein gewisser Sympathiefaktor dienen, aber sie sollten sich auch durch Intelligenz und frische Ermittlungsansätze auszeichnen. Meines Erachtens erfüllen die Charaktere von «Bis ihr sie findet» diese Anforderungen!

Die Spannung baut sich schnell auf, getragen durch intelligente Dialogwechsel und eine interessante psychologische Dynamik. Geschickte Rückblenden, Perspektivwechsel und unerwartete Wendungen sorgen dafür, dass sie bis zur Auflösung nur selten abflaut – und das ohne exzessive Gewalt.