Rezension

Gelungenes Debüt!

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen
von Ulla Scheler

Bewertet mit 4 Sternen

Gestaltung<<

Das Cover von Es ist gefährlich bei Sturm zu schwimmen ist mir schnell aufgefallen. Der Titel nimmt den ganzen Platz ein, was ich aber überhaupt nicht schlimm finde. Die Aufmachung ist schlicht und hat mich dennoch neugierig auf die Geschichte gemacht.<

Im Buch tauchen schöne gestalterische Elemente auf. Die beiden Protagonisten Ben und Hanna machen gerne Listen. Diese Listen werden im Buch auch genannt, aber in einer anderen verschnörkelteren Schrift dargestellt, die eher an eine Handschrift erinnert. Solche Details haben der Gestaltung eine besondere Note gegeben.

Was mir ebenfalls gut gefallen hat war, dass die Kapitel nicht so lang waren.

 

Inhalt 

Wir begegnen den beiden Protagonisten Ben und Hanna auf der Zielgerade ihrer Freundschaft. Sie haben gerade das Abi geschafft und ihnen steht die Welt offen. Da planen sie einen spontanen Trip ans Meer um ihren - vorerst - letzten gemeinsamen Urlaub miteinander zu verbringen. Denn nach den Sommerferien verschlägt es sie in verschiedene Städte. Doch als ihnen am Strand eine Legende erzählt wird, nimmt die Geschichte ihren Lauf. 

 

Ich fand es wirklich beeindruckend wie Ulla Scheler die Geschichte um Ben und Hanna aufgebaut hat. WIr begegnen den beiden auf dem Höhepunkt ihrer Freundschaft. Wir konnten also nicht miterleben, wie ihre Beziehung gewachsen ist. Dennoch erzählt Ulla Scheler wie selbstverständlich von diesen Erlebnissen und gibt uns nicht das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben.

 

Es ist gefährlich bei Sturm zu schwimmen lässt sich sehr gut mit dem Schwimmen oder einem Tauchgang vergleichen. Inhaltlich hatte ich manchmal das Gefühl, dass wir uns in der Tiefe bewegen. Hier hatte ich fast den Eindruck, dass die Worte nicht ausreichen um die Gefühlswelt von Ben und Hanna zu beschreiben. Dennoch hat es Ulla Scheler geschafft. Und dann gab es wieder diesen Moment, an dem wir an den Strand zurück schwammen und vorerst an der Oberfläche auftauchen. Nur um feststellen zu können, dass es unter der Oberfläche so viel mehr zu entdecken gibt.

 

Ben und Hanna wirken beide orientierungslos. Sie wissen noch nicht wo hin und sind auf der Suche nach dem richtigen Weg. Während Ben die Worte und das Geschichten erzählen liebt, weiß Hanna oft nicht, wo sie die richtigen Worte oder Sätze her nehmen soll. Ulla Scheler benennt hier Eigenschaften, die mir wirklich bekannt vorkommen und von denen ich mir wünsche, sie so gut aufs Papier bringen zu können, wie die Autorin selbst.

 

Spannung 

Es gab eigentlich nur eine 50:50 Chance was die Entwicklung der Geschichte betrifft. Obwohl ich lange Zeit mit der Idee lebte, zu wissen, wie der Hase läuft, überrascht Ulla Scheler mit spannenden Elementen. 

Obwohl es hin und wieder wirklich brenzlig wurde, habe ich gemerkt, dass ich nicht hundertprozentig mit den Charakteren mitfiebern kann. Woran das lag, kann ich leider nicht so ganz benennen, habe aber eine Idee.

 

Schreibstil 

Schon auf der ersten Seite habe ich mich in Ulla Schelers Schreibstil verliebt. Ich habe mit Es ist gefährlich bei Sturm zu schwimmen eigentlich an einem Tag angefangen, an dem feststand, dass ich die nächsten Tage nicht zum Lesen kommen werde. An diesem Tag klappte ich das Buch zu und freute mich schon, wenn ich endlich in die Handlung eintauchen darf. 

Dieses Zusammenspiel zwischen Tiefe und scheinbarer Oberflächlichkeit hat mir gut gefallen. Ulla Scheler schafft es Worte für Situationen, Gefühle oder Momente zu finden, die sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern.

 

Dann gibt es aber wieder diese Szenen, in denen sie einen Schmerz beschreibt, von dem ich mir wirklich wünsche, dass sie ihn nicht selbst erlebt haben muss um diese Worte so aufs Papier bringen zu können.

 

Um in die Stimmung von Es ist gefährlich bei Sturm zu schwimmen eintauchen zu können, ist es wichtig, das Buch ohne große Pausen zu lesen. Ich musste es immer mal wieder für mehrere Tage zur Seite legen und stellte das ein oder andere Mal fest, dass mir der Wiedereinstieg in die Geschichte etwas schwer fiel.

 

Hin und wieder kam es auch zu abrupten Szenenwechsel. Die Szene begann beispielsweise am Strand und plötzlich fanden wir uns in einer ganz anderen Kulisse wieder. Aber das waren eher Kleinigkeiten, die die Handlung nicht negativ beeinflussen.

 

Gesamteindruck 

Ich hörte bereits von anderen Bloggern, dass es viele Diskussionen über das Ende gibt. Als ich das Buch zugeschlagen habe, war ich erstmal ratlos und wusste nicht so recht, wie ich das Ende einordnen soll. Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen das es anders ist, was jetzt weder positiv noch negativ gemeint ist :). 

 

Gegen Ende konnte ich mich kaum noch von der Geschichte trennen. Dennoch habe ich ja schon weiter oben berichtet, dass es mir teilweise schwer viel mich wieder in Es ist gefährlich bei Sturm zu schwimmen einzufinden.

Das Buch kann ich allen empfehlen, die mal ein anderes Jugendbuch lesen wollen, das sehr viel Potential bietet.