Rezension

Gelungenes Debüt

Nach dem Schweigen -

Nach dem Schweigen
von Stefanie Fricke

Dorfleben - Familiengeheimnisse - Traumata - Krieg - Ostpreußen - Flucht - Zweiter Weltkrieg - Ausgrenzung Flüchtlinge - keine Chancengleichheit in der Schule - Kindesmisßhandlung - Freundschaft - aus Opferrolle lösen

Dieses Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Zwei Abende (und ein nicht unerheblicher Teil meiner Nachtruhe) habe ich mit der Lektüre verbracht und ich war sehr beeindruckt. Zumal es sich um ein Debüt handelt. Erzählt wird ruhig, doch damit eigentlich umso eindrucksvoller von Ausgrenzung, Familiengeheimnissen, Kriegstraumata und vom Leben auf dem Dorf, das längst nicht immer so idyllisch ist, wie das landläufig so angenommen wird.

Stella und Wiebke waren zu Grundschulzeiten beste Freundinnen in dem kleinen Dorf, in dem sie aufwuchsen. Allerdings war Stella relativ privilegiert, so als Tochter eines Bauern und Gemeindevorstehers, ganz im Gegensatz zu Wiebke, deren Eltern aus Ostpreußen flüchten mussten, relativ ausgegrenzt lebten und ihren Kindern wenig Liebe und Wärme schenkten. Irgendwann muss etwas passiert sein. Denn Jahrzehnte später treffen sich Stella als Kursleiterin und Wiebke als Insassin in einem Gefängnis wieder. Gemeinsam gehen Sie auf die Suche nach den Gründen für diese Entwicklung und decken so manches gerne gehütete oder gerne vergessene Geheimnis auf.....

Die Schilderung der Entwicklung von Wiebke, die sich dringend aus ihrer Opferrolle lösen muss und von Stella, auf die die Suche nach der Wahrheit auch nicht ohne Folgen bleibt, hat mich überzeugt. Das meiste war sehr verständlich und ein paar kleine, weniger nachvollziehbare Handlungsstränge (Stichwort: Liebe) werte ich mal nicht so streng, ist immerhin ein Debüt.

Die Themen Familiengeheimnisse, Ausgrenzung und Traumata von Krieg und Flucht beherrschen viele Familien und Gemeinschaften bis heute, umso wichtiger ist es, dass davon erzählt wird. Wie im Buch. Denn so können Verletzungen heilen, Traumata aufgelöst und Mitmenschlichkeit wachsen. Wer darüber lesen möchte, auf eine schöne, ruhige und durchaus auch hoffnungsvolle Art, dem sei dieses Buch empfohlen.