Rezension

Gelungenes Debüt mit Luft nach oben

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod - Jessica Barry

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
von Jessica Barry

 

"Eine Mutter ist der einzige Mensch auf der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich kennt." ( Johannes Heinrich Pestalozzi )

Die Handlung

Die 30-jährige Ally überlebt als Einzige einen Flugzeugabsturz einer Privatmaschine über den Rocky Mountains. Allein auf sich gestellt, versucht sie, der Wildnis zu entkommen und vor allem vor jemandem zu fliehen, der sie lieber tot als lebendig sehen möchte und ihr nun auf den Fersen ist. Maggie, die Mutter von Ally, kann und möchte nicht glauben, dass ihre Tochter tot ist und beginnt, sich auf die Suche zu machen und vor allem in der Vergangenheit ihrer Tochter zu forschen, denn eigentlich weiß sie rein gar nichts mehr von ihr, nachdem sie das Elternhaus verlassen hat. Wer war oder ist ihre Tochter und wie hat sie gelebt?

Die Hauptprotagonisten

Ally ist 30 Jahre jung. Im Bruch mit ihrer Mutter verlässt sie ihre Heimat und lernt einen reichen Mann kennen. Aber ist es Liebe bei ihr oder bei ihm? Bei Ally als Hauptprotagonistin dachte ich immer irgendwie an das  hässliche   Entlein, naiv noch dazu und keine Ahnung von der Welt und dem Leben in der Großstadt. Daher einfach leicht zu beeinflussen und zu navigieren von Personen, bei denen man nicht weiß, sind sie dein Feind oder dein Freund? Auf der anderen Seite bekommt der Leser eine junge Frau präsentiert, die rational und völlig klar agiert, um in der Wildnis zu überleben. Man hatte den Eindruck, sie hat eine Kampfausbildung genossen  und war jahrelang bei den Pfadfindern gewesen als Jugendliche. Zwei widersprüchliche Charaktereigenschaften in einer Person hat hier die Autorin aufs Papier gezaubert. Dennoch fand ich Ally sympathisch als Hauptfigur und ein wenig mysteriös. Zu gegensätzlich war die Figur teilweise für mich bei den Rückblenden und in der Gegenwart der Geschichte.

Die Mutter von Ally, Maggie,  kann nicht glauben, dass ihre Tochter tot ist, obwohl die Beweise dafür offensichtlich sind – von der nicht vorhandenen Leiche ihrer Tochter mal abgesehen. Dafür, dass sie lange Zeit absolut keinen Kontakt zu Ally hatte, ist sie nun vehement davon überzeugt, sich auf die Suche nach ihr  begeben zu müssen. Manchmal erscheint sie  dabei irgendwie unrealistisch und verbohrt bei ihrer Suche, denn es gibt keinen Hinweis darauf, dass ihre Tochter noch am Leben ist. Ich fand ihr Handeln daher nicht immer nachvollziehbar.

Der Schreibstil

Bei diesem Buch ist der Leser schon auf der ersten Seite mitten im Geschehen. So wird von Beginn an ein Spannungsbogen aufgebaut. Der Autorin gelingt es meiner Meinung nach, die Spannung aufrecht zu halten, auch, wenn kapitelweise immer abwechselnd aus der Sicht von Ally und ihrer Mutter geschrieben wird. Wobei mir hier trotzdem die Handlung mit Ally besser gefallen hat. Sie war einfach spannender geschrieben.

Auch die Rückblenden in die Vergangenheit der jungen Frau waren sehr interessant zu lesen, trugen sie doch erheblich dazu bei, einige Fragen im Buch zu beantworten.

Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen war.

Was ich nicht verstehe, ist die Einordnung des Buches ins Genre Thriller, denn dazu war es mir zu leise, zu unblutig. Ja, gegen Ende fließt Blut und es wird brutaler. Ich erwarte das aber bei einem klassischen Thriller durchgängig und nicht nur punktuell. Selbst als Psychothriller kann ich es nicht bezeichnen, denn das dunkle, mysteriöse fand ich nur in den Kapiteln, die aus Sicht von Ally geschrieben wurden.

Das Cover

Ich finde das Cover sehr gelungen und vor allem passend zur Geschichte.

Meine Meinung

Als Debütroman ist das Buch „Freefall – die Wahrheit ist der Tod“ der Autorin Jessica Barry durchaus gelungen. Einige Logikfehler waren vorhanden, über die ich aber hinweg gesehen habe, weil die Handlung in sich dennoch schlüssig war. Dennoch ist Luft nach oben vorhanden und die Autorin oder der Verlag sollten die Genre- Einteilung zu künftiger Bücher von ihr kritischer vornehmen, eingefleischte Thriller- Fans könnten hier enttäuscht sein, denn als Thriller konnte es mich nicht überzeugen.