Rezension

gelungenes Debüt was Lust auf mehr macht ...

Timeless Chance - Vivienna Norna

Timeless Chance
von Vivienna Norna

Bewertet mit 4 Sternen

»Nimmt man einem Engel die Flügel, so ist es das Herz, welches weiterkämpft.«

Die Welt liegt in Schutt und Asche. Grausame Wesen haben alles zerstört, was Caylor je geliebt hat. Ihre Heimat, Freunde und Familie existieren nicht mehr. Doch sie hat eine Chance alles zu verändern. Mit Hilfe ihrer machtvollen Gabe flieht Caylor in die Vergangenheit vor der Vernichtung, doch der Preis ist hoch.

Wird es ihr gelingen, das ihr entgegengebrachte Misstrauen ihrer Geliebten zu besiegen und ihre Welt vor dem nahenden Krieg und der totalen Zerstörung zu bewahren?

Vivienna Norna offenbart uns mit ihrem Debütroman »Timeless Chance« eine düstere Welt voller Verzweiflung und Missgunst.

Eine zerbrechliche Welt, die von vier Völkern zusammengehalten wird, und in der eine junge Engelsfrau um das Leben ihrer Geliebten kämpfen muss, die nichts von ihrer Existenz und der drohenden Gefahr ahnen.
Herausgezerrt aus einer Jahrhunderte währenden Gefangenschaft in die noch fast friedliche Heimat, fordern nicht nur ihre Ängste sie heraus. Was ist die Kehrseite der Medaille? Die Konsequenz für ihre Gabe, das Schicksal zu verändern?

kurze Einblicke:

Ich räusperte mich und sah erneut zu Liberta und Elium die mich gebannt anstarrten. 
"Was ist?", fragte ich.
"Du hast gelacht", erwiderte Elium leise.
Verlegen schaute ich auf meinen Teller hinab und fuhr mit dem Essen fort. Sie hatten mich zuvor nie so lachten sehen, dachte ich bekümmert. Es war vielleicht das erste richtige Lachen nach Jahrhunderten. Wie viel Zeit doch vergangen war, seit ich glücklich und wohl behütet gelebt hatte. Auch wenn die Kriege schon früher stattgefunden hatte, so hatte es immer einen Funken Hoffnung gegeben.
44%

"Mir ist aufgefallen bei unserer Show, dass du mich bemerkt hast, bevor du mich sehen oder gar hören konntest. Wirklich sehr hilfreich dieser zusätzliche Sinn", murmelte Viper in Gedanken und sah zu Andrew hinüber.
"Also könnt ihr uns spüren, bevor wir euch erreichen? Wie weit könnt ihr mit diesem Sinn denn wahrnehmen?", hakte er nach.
"Bis auf mich können sie etwas einen Radius von zehn bis dreißig Meter abtasten. Bei mir ist der Raus etwas weitläufiger.", antwortete ich. 
Elium sah mich überrascht an.
"Wie weit denn?", fragte er mich.
Nachdenklich strich ich mir durchs zerzauste Haar, das beim Flug durcheinander geraten war.
"So etwa vier bis fünf Kilometer."
Alle Anwesenden rissen ungläubig die Augen auf.
49%

Obwohl mir Adrenalin durch die Venen schoss, als seien sie von nichts anderem Gefühl, verspürte ich keine Nervosität oder Stress. Im Gegenteil, eine Stille breitete sich in mir aus, je näher wir den Höhlen kamen, in denen ihr Versteck war. Felskanten, Vorsprünge, Spalten und Abgründe überflogen wir. Der Nebel verdichtete sich, je weiter wir kamen. Langsam stieß ich den Atem aus, der in der Luft einen leichten Dampf hinterließ. Kalter Wind, der in ruhigen Zügen an uns vorbei strich, erleichterte uns den Weg.
Da ist es, sagte Iman nach einigen Flügelschlägen.
Vor uns türmte sich ein riesiger Berg, an dessen Seiten mehrere kleine Felsvorsprünge zu erkennen waren, auf.
77%

"Mama sagt immer, ich muss denen zur Seite stehen, die einsam sind. Deswegen ist Ilix für mich wichtig. Er ist immer so allein im Hort. Die anderen haben Angst vor ihm, weil er so schwarze Kreise auf seinem Kopf hat."
Sie deutete an ihre Stirn und schaute ihn erwartungsvoll an.
"Dort werden die Hörner bei ihm wachsen", erklärte ich ihr geduldig auf ihren verstohlenen Blick hin.
"Ich wollte ihn nicht fragen, weil er sich dann vielleicht verletzt gefühlt hätte", gab sie beschämt zu und sah wieder zu ihm auf.
Er kam nicht davon weg, ihr aufmunternd über den Kopf zu streichen.
"Bei dir würde er sich nicht verletzt fühlen", beruhigte er sie und kniete sich zu ihr hinunter. 
Ihr Blick haftete sich an seine Hörner. Er konnte sehen, wie sie voller Beherrschung darum rang, nicht die Hand nach ihnen auszustrecken. Er brachte ein leichtes Lächeln zustande.
"Wenn du möchtest, darfst du sie mal berühren", bot er ihr an, während sie noch immer den Blick nicht abwandte.
Sie schluckte schwer und steckte zaghaft die Hand nach einem seiner Hörner aus.
Als sie ihn berühre, ging eine Welle der Wärme durch seinen Körper. Erstarrt spürte er, wie sie die Ornamente auf ihnen entlang fuhr.
"So schön!" murmelte sie abwesende und hielt ihre andere Hand an die Brust gepresst, als müsste sie an sich halten, um sie nicht ebenfalls auszustrecken.
Er hielt angespannt die Luft an und versuchte, die Wärme zu ignorieren, die von ihrer Berührung ausging. Niemand zuvor hatte seine Hörner je berühren dürfen. Er wusste nicht, warum er es ihr gestattete, aber er genoss den faszinierten Ausdruck, der in ihren Augen glitzerte.
97%

meine Meinung:

Mit ihrem Debüt hat Vivienna Norna genau meinen Geschmack getroffen!

Der Schreibstil ist sehr angenehm wenn auch gelegentlich etwas holprig, was ich aber dem Lektorat in die Schuhe schiebe. Den wie wir alles wissen kann ein fehlendes Komma oder auch eins zufiel eine ganz andere Bedeutung ausmachen :)
Aber nichts desto trotz ist das Kopfkino hier sehr gelungen und es war sehr gut ausgeprägt. Auch die Emotionen wusste die Autorin sehr gut zu transportieren. 
Vielleicht war es manchmal sogar etwas zu ausgeprägt, was zu manchen Längen führte. Aber auch mit Ihnen konnte ich leben.

Obwohl wir es hier mit Engel zu tun haben - welche nicht unbedingt meine persönlichen Lieblingswesen sind, haben wir hier eine sehr schön definierte Form von Ihnen, welche sich unter den Menschen, Formwandlern und Vampiren zu Hause fühlen.
Man kommt nicht drum herum, dass Engel immer eine Art Monopolstellung erhalten, da sie als Himmelswesen immer etwas "Höheres" verkörpern. 
Die auch hier in "Timeless Chance" ganz klar bezogen wird. 
Allerdings sind sie ein sehr nettes Volk, das mit wenig Arroganz die Herrschaft übernimmt und über die Welt regiert indem Sie alle beschützen. 
Mitten in der Menschenwelt ziehen sie Stellung im "Angelus" und wachen über uns!
Diese Vorstellung empfand ich als sehr angenehm und sehr gut vorstellbar! 

Aber ausmachen tut die Geschichte eigentlich nicht die Tatsache um welche Form von Wesen wir es zu tun haben, sondern ganz klar die Hauptdarstellerin. Caylor ist ein phantastischer Protagonist der sehr schwer zu greifen ist! 
Aufgrund ihrer Vergangenheit - Gegenwart und der Zukunft war sie für mich nicht wirklich einschätzbar, aber durchaus sympathisch. Denn alles was sie tut, macht sie durch ihre festen Überzeugung das richtige zu tun und zu helfen! 
Den das will sie: helfen.
Alleine dieser Grundsatz ist es, der sie bisher am Leben gehalten hat und ihren Weg bestreiten lässt und der ihr vorher bestimmt zu sein scheint. 

Doch je mehr ich in die Storie eintauchte, fehlte mir etwas!
Ich kann es nicht beschreiben und letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich das auch nicht möchte, denn --- das muss jeder selbst heraus finden, da ich mir unsicher bin ob ich gedanklich den richtigen Weg gehe. 
Ich weiß, das hört sich sehr merkwürdig an aber das macht die Geschichte aus, glaubt mir.

Das ganz Buch über dachte ich wir verfolgen Caylors Weg, treffen Elium der von einem brüderlichen dasein plötzlich ihr Mann für´s Leben wird und gemeinsam mit allen anderen Engeln, Formwandlern und Vampiren gehe ich in den Krieg gegen die 4. unbekannte Wesensart die alles zerstören möchte.

ABER nach den letzten 20 % des Buches bin ich mir da nicht mehr so sicher ob dieser rote Faden, der sich hier durch das Buch zieht richtig ist oder ob ich nicht vielleicht lieber den anderen hätte nehmen sollen. Der rote Faden der ganz blass nebenher lief und eigentlich von Anfang da war, und ich mich tatsächlich auch fragte wo er hinführen könnte, ich ihn allerdings blind ignoriert habe!
UND das ist es, was das Buch aus macht - den jetzt nachdem ich es beendet habe denk ich das der "blasse rote Faden" ein viel interessanterer Weg sein könnte, und die Geschichte einen völlig anderen Weg einschlagen wird als erwartet.

Liebe Vivienna, ich hoffe du lachst dich jetzt nicht tot über mich und meine verrückten Ideen rund um deine Geschichte und wie sie mir jetzt den Kopf verdreht hat. Denn eins ist mal klar, du musst dich dringest um die Fortsetzung kümmern - für mich & für andere Leser denen es genauso geht wir mir!