Rezension

Gelungenes Fantasyspielbuch

Das Feuer des Mondes: Ein Fantasy-Spielbuch - Christian Sußner, Florian Sußner

Das Feuer des Mondes: Ein Fantasy-Spielbuch
von Christian Sußner Florian Sußner

Bewertet mit 4 Sternen

DAS FEUER DES MONDES ist ein Fantasy-Spielbuch aus dem Manticore-Verlag. Geschrieben wurde es von den Brüdern Christian und Florian Sussner und ist das Erstlingswerk der beiden.

Was ist eigentlich ein Spielbuch? 

Ein Spielbuch ist eine Mischung aus Roman (Buch) und Spiel. Man liest eine Geschichte und wird dann immer wieder aufgefordert Entscheidungen zu treffen und je nach Wahl in bestimmten Abschnitten weiterzulesen. (Der Wikipediaartikel "Spielbuch" enthält ein schönes sieben Abschnitte langes Beispiel, das diesen Grundmechanismus sehr gut illustriert.) Außerdem gibt es häufig - so auch hier - noch einige einfache Regeln, die zum Beispiel dazu dienen mit Würfeln die Ergebnisse von Kämpfen zu ermitteln.

Worum geht es inhaltlich?

Das Buch versetzt den Leser in die Rolle eines jungen Nachtwächters in einer mittelalterlichen Fantasywelt. Dieser versieht seinen Dienst in einer Stadt, die zwischen zwei Wäldern gelegen ist. Im Süden gibt es einen tropischen und gefährlichen Feenwald und im Norden einen frostigen Wald, in dem schon immer böse Dinge passieren. Eines Nachts eilt der Nachtwächter einem Bürger, der angegriffen wird, zu Hilfe und gerät so in einen Kampf mit einem mysteriösen Schattendiener, der ihn im Laufe des Kampfes verflucht. Durch diesen Fluch wird der junge Nachtwächter dann in die Dinge in und um seine Stadt hineingezogen. Bald stellt sich heraus, dass er den Fluch nur brechen kann, wenn das Böse im Norden besiegt wird und so geht es dann zunächst auf der Suche nach einer "Waffe" in den Süden und später auch in den Norden.

Was ist besonders gut gelungen an diesem Buch?

Vieles! Die Regeln sind wirklich sehr einfach und werden während des Lesens, sobald sie benötigt werden, Schritt für Schritt vermittelt. Während der Reisen durch die Wälder zeichnet man Wegpunkte in Karten ein und darf später mittels eines Teleportationsrings zu bereits besuchten Orten zurückkehren. Wer bereits andere Spielbücher kennt, wird das zu schätzen wissen, da es sonst sehr mühselig ist Orte ein zweites Mal zu besuchen. Auch ermöglicht der Ring es sich aus tödlichen Situationen (außer Kämpfen) zu retten. Überhaupt ist das Buch so konzipiert, dass man das Abenteuer durchaus im ersten Anlauf schaffen kann und man nichts zwangsweise 10-20 mal sterben muss, bevor man es einmal schafft. Gelungen ist auch, dass man zwischen verschiedenen Charakterklassen wählen kann. Am Anfang gibt es zwei. Eine ist sehr anfängerfreundlich und verbessert einfach nur ein paar Werte und die andere ist etwas komplexer zu spielen, macht das Abenteuer aber einfacher, wenn man es versteht seine Sonderfertigkeiten richtig einzusetzen, indem man die Würfelwahrscheinlichkeiten richtig einschätzt.

Was ist weniger gut gelungen?

Die Geschichte verläuft sehr stark nach dem klassischen Questmuster: Junger Held muss das böse besiegen aber vorher noch die passende "Waffe" besorgen. Insbesondere im Nordwald ist die Story schon arg dünn. Hier reiht sich einfach nur eine seltsame Begegnung an die nächste. Im Südwald ist die Geschichte zusammenhängender und in der Stadt hat sie durchaus Romanniveau. Außerdem gibt es einige kleine Fehler, wie z.B. eine Stelle an der man sich beliebig oft voll heilen kann. Sehr problematisch finde ich auch zwei Rätsel, die darauf hinauslaufen, dass man den Abschnitt lesen soll, die der Zahl, die die Lösung des Rätseln ist, entspricht. Hier kann man in fast jedem beliebigen Abschnitt landen und merkt unter Umständen gar nicht, dass man nicht die richtige Lösung hatte. Auch die Karten, in die man die Wegpunkte einzeichnet sind teilweise nicht eindeutig. Es gibt mehrere Stellen an denen man sich leicht um eine Zeile oder Spalte vertun kann.

Fazit

DAS FEUER DES MONDES ist ein gelungenes Spielbuch, das vieles richtig macht. Die Story ist OK. Für einen Roman fände ich sie etwas zu dünn aber für ein Spielbuch völlig in Ordnung. Auch sprachlich ist das Buch sicherlich keine Offenbarung aber auf einem guten Spielbuchniveau. Kurz und gut: Das Buch macht Spaß, bietet das, was man von einem Spielbuch erwartet und macht - ich wiederhole mich - vieles richtig.

PS: Hier findet ihr mein Interview mit Christian Sußner:
http://bibliothekvonimre.blogspot.de/2015/03/interview-christian-sussner.html