Rezension

Gelungenes Finale

Red Rising - Tag der Entscheidung - Pierce Brown

Red Rising - Tag der Entscheidung
von Pierce Brown

Darrow, der zu einem Goldenen umoperierte gebürte Rote vom Mars, kämpft weiter für die Aufhebung der Farbhierarchie und die Freiheit der Menschen auf dem Mars. 

Zusammen mit den Söhnen des Ares sucht er nach neuen Verbündeten, um den finalen Kampf gegen seine erbittertsten Gegner, das Oberhaupt Octavia de Lune und den Schakal, zu gewinnen.

Doch immer wieder gibt es Rückschläge: Verrat in den eigenen Reihen, Verluste bei Freunden und Familie, Gefangennahmen - doch es gibt auch immer wieder Hoffnungsschimmer: Unerwartete Verbündete und unerhoffte Siege und Wiederbegegnungen.

Wird es Darrow, dem Schnitter, gelingen, die Narben auf Körper und Seele, die ihm von seinen Feinden und ehemaligen Freunden zugefügt wurden, zu überwinden, die Menschen aller Farben zu vereinen und so den ersten Schritt zu einer besseren Welt zu tun?

Die Aufgabe scheint unüberwindlich, und doch geben Darrow und seine Freunde nicht auf.

Beurteilung 

Also, um ehrlich zu sein, habe ich mir wirklich überlegt, ob ich den dritten Teil dieser Reihe lesen soll. Den ersten Band fand ich richtig gut und er entsprach auch inhaltlich noch am ehesten der Art Dystopie, die ich gerne lese.

Den zweiten Band fand ich einfach nur anstrengend, da es eine einzige Space Opera war, Schlachten im Weltall zwischen diesen und jenen - schlussendlich habe ich mich dann doch entschieden, der Reihe noch eine Chance zu geben, die ich nach dem Lesen des dritten Teils zumindest zum Teil als verdient sehe.

Während der ersten 150 Seiten dachte ich "es geht gerade so weiter wie in Band zwei", doch das Finale wurde von Seite zu Seite spannender und die zweite Hälfte des Buches ist wirklich toll, ich konnte es gar nicht mehr weglegen.

Etwas nervig und unübersichtlich finde ich die ständigen Stimmungswechsel bei Darrow - mal total euphorisch und siegesgewiss, dann wieder deprimiert und im "alles vorbei wir schaffen sowieso nichts" - Modus, dann geht es auf einmal wieder aufwärts...ein bisschen das Fähnchen im Wind, heute hü, morgen hott. Auch habe ich irgendwann aufgegeben immer genau nachvollziehen zu wollen, wer jetzt gegen wen ist und welches Ziel verfolgt, wer Doppelspion spielt und wer zu welcher Familie oder Farbe gehört - aber keine Sorge, man kann das Buch auch ganz gut nachvollziehen, ohne alles immer bis ins letzte Detail im Kopf zu haben.

In diesem Finale gelingt es Pierce Brown wesentlich besser als im zweiten Teil, uns auch die zahlreichen Protagonisten und Ihre menschliche Seite näher zu bringen und sie somit nachvollziehbarer und sympathischer zu machen - es wird nicht mehr nur geballert, sondern auch wieder miteinander gesprochen, geliebt, getrauert und ja, manchmal sind die Situationen sogar ein ganz kleines bisschen witzig.

Es ist immer noch extrem episch und komplex, aber wenn man sich auf die Haupthandlung konzentiert, kann man das Buch ab dem zweiten Drittel sehr flüssig lesen und richtig mitfiebern.

Um zu einem Fazit zu kommen: "Tag der Entscheidung" ist besser als "Im Haus des Feindes", aber immer noch nicht ganz so gut wie Band 1. Wer der Reihe eine Chance geben will, sollte sich auf eine sehr komplexe Geschichte gefasst machen, die mehr Science Fiction als Dystopie ist und kein Problem mit Gewalt und Schlachten im Weltraum haben. Auch die Längen, vor allem im zweiten Teil, wollen überwunden werden, was ich nicht immer so einfach fand. 

Der Schreibstil des Autors ist auch nicht immer einfach - zwischendurch bekommt vor allem Darrow sehr poetische und philosophische Anwandlungen, die man nicht immer abhaben kann.