Rezension

Gelungenes Gesamtpaket trotz kleinerer Kritikpunkte

Jella hat genug! - Dagmar Hoßfeld

Jella hat genug!
von Dagmar Hoßfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Jella liest gern. Das ist ihre absolute Lieblingsbeschäftigung, wenn sie nicht gerade Schlager hört, mit ihrer Freundin Gunhild verabredet ist, Fahrrad fährt, Handball oder Mondharmonika spielt, oder in der Gegend herumläuft und Müll aufsammelt. So  beschreibt Jella sich selbst. Jedenfalls gilt das für ihr altes Leben: Ein Umzug an die Ostsee wirbelt ihr Leben ordentlich durcheinander. Und nicht nur das! 

Umwelt- und Klimaschutz steht als Thema im Vordergrund, aber handlungsbedingt werden weitere Themen wie Familiennachwuchs, Schulwechsel und neue Freunde aufgegriffen. Diese Vielfalt sorgt für ausreichend Handlungsstoff, ohne dabei den Fokus auf den Umweltschutz zu verlieren - das erweckt die Geschichte erst zum Leben und macht die Charaktere interessant. Jelle legt oft mit klaren Worten sprichwörtlich den Finger in die Wunde, und das regt zum Nachdenken an.

Aber auch Jella muss sich manchmal Mut zureden: mit einem „Ich schaffe das!“ steht sie für ihre Überzeugungen ein. Dagmar Hoßfeld hat mit Jella eine verantwortungsvolle Heldin geschaffen, die ein ganz normales elfjähriges Mädchen ist, aber mit dem, was sie sagt und tut, ein Vorbild für junge Leser sein kann, mit der sie sich auch identifizieren können. Jella schreibt Beschwerde-Mails, um auf Müll aufmerksam zu machen, streikt allein (!) vor dem Rathaus und ergreift die Initiative bei einem Beinahe-Schiffbruch, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auf den letzten Seiten wird es dann nochmal spannend: Jella nimmt an einem Klimageschichten-Schreibwettbewerb teil und wird erneut zur Heldin. Ebenfalls prima: Sachinformationen zum Umwelt- und Klimaschutz fließen ungezwungen in die Geschichte ein. Was sind Geisternetze und warum ist ein  Beach Clean Up so wichtig? Und an jedem Kapitelanfang gibt es eine kurze (ein Satz) Kapitelzusammenfassung, die neugierig macht. Außerdem großartig: Die Buchseiten stammen überwiegend aus Altpapier (Blauer Engel-Umweltzeichen).  

Als Erwachsene habe ich allerdings kleinere Kritikpunkte: Meiner Meinung nach stellen die Kinder die Umweltsünder sehr klischeehaft dar und neigen zur Vorverurteilung. Die wenigsten fahren einen fetten SUV und manchmal durchsuchen Tiere die Mülleimer nach Futter und werfen alles daneben, nicht die Menschen. Zudem wird Jella für ihr Alter manchmal zu selbständig dargestellt. Beispielsweise fährt sie mit ihrer Freundin in eine große Stadt zu einer Demo, ohne erwachsene Begleitung. Das war mir dann etwas zu viel des Guten, aber die Kinder fanden es klasse, daher mein Fazit:

Handwerklich tolles Buch mit bunt gemischten Charakteren, Humor und vielseitiger Handlung, bei der man spielerisch viel über den Klima- und Umweltschutz erfahren kann. Ein paar schöne Illustrationen runden das Buch ab, und trotz meiner Kritikpunkte, würde ich es definitiv empfehlen!