Rezension

Gelungenes Jugendbuch

Wir beide zusammen, der Himmel so weit - Lin Hallberg

Wir beide zusammen, der Himmel so weit
von Lin Hallberg

Bewertet mit 4 Sternen

Emma fühlt sich in ihrer Familie nicht wohl. Hat sie denn noch eine Familie, wenn sich die Eltern nur noch streiten und in ihrer Gegenwart das gemeinsame Glück schauspielern?  Sie weiß doch längst, dass ihre Eltern sich nicht mehr lieben. Emma flüchtet lieber zu Ajax. Ajax versteht sie und mit ihm kann sie reden und bei ihm kann sie ihre Probleme los werden. Nur antworten kann Ajax nicht. Denn Ajax ist ihr Lieblingspferd, mit dem sie auch auf Turnieren reitet. Reiten. Reiten ist das größte Glück für Emma und so kann sie nicht verstehen, dass ihre beste Freundin Katrin damit aufgehört hat. Sie ist jetzt mit Tova befreundet und hat kaum noch Zeit und Verständnis für Emma. Warum hat sich in der letzten Zeit alles verändert? Noch bevor sie die Probleme lösen kann, muss sie ihre Eltern in die Mongolei begleiten. Neues, Land, neue Menschen, neue Kultur. Etwas, was sie jetzt wirklich nicht gebrauchen kann.

Lin Hallberg packt ganz behutsam die Probleme der jungen Mädchen an. Der Verlust der besten Freundin an ein anderes Mädchen und damit der Verlust einer Vertrauensperson stellt für Emma eine starke Belastung dar. Auch die ständigen Kritiken an ihrem Pferdehobby kränken und verunsichern sie. Was hat die Neue, was ich nicht habe? Das Selbstbewusstsein bekommt Risse und die Zweifel werden immer größer. Selbst die Streitereien der Eltern geraden in den Hintergrund. 
Hallberg hat einen schönen ruhigen Schreibstil, der die Geschichte unaufgeregt erzählt. Sie stellt die menschlichen Beziehungen in den Vordergrund. Sie lässt Emma in einem Briefwechsel mit Katrin ihre Ängste und Sorgen mitteilen und schafft damit wieder eine Basis für die Freundschaft. Fast schon kann man es als Hilfestellung für das „echte“ Leben sehen. Auch das Zulassen von neuen Kontakten und Kulturen wird hier als etwas Positives dargestellt und kann durchaus auch die Augen der Leser öffnen sich nicht vor Veränderungen zu verschließen. 

Mir hat gut gefallen, dass die Geschichte sehr nah an der Realität ist. Die Leser können sich in die Geschichte hineinversetzen. Vielleicht geht die Reise im "echten" Leben nicht in die Mongolei, dafür aber in die nächste Stadt oder in ein anderes Land. Die Aussage bleibt die gleiche. Auch die Pferdefans werden hier ihre Freude haben, dann es wird einiges über Pferde erzählt und vor allem über das Leben in der Mongolei, welches sich stark von dem Leben in Europa unterscheidet. Eine Landkarte mit der Reiseroute von Emma wäre aus meiner Sicht noch gut gewesen. Das lässt die Entfernung und das "Abenteuer" noch realer werden.

Insgesamt ist es ein gelungenes Jugendbuch mit viel Herz, kleinen Anregungen für die Freundschaftspflege und natürlich Pferden.