Rezension

Gelungenes Jugendbuch über ein amisches Mädchen, das ihre Welt für eine Weile verlässt. Interessant und fesselnd.

Draußen wartet die Welt - Nancy Grossman

Draußen wartet die Welt
von Nancy Grossman

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension:

Welcher Teenie kann sich in unserer Zeit schon noch ein Leben ohne Handy, Internet und freiwählbarem Partner vorstellen? – So gut wie keiner, und das ist mittlerweile seit rund 20 Jahren so. Umso interessanter fand ich die Aussicht auf einen Einblick in eine ganz andere Welt – die der Amischen – über die Nancy Grossman in “Draußen wartet die Welt” berichtet.

Die Geschichte wird aus der Egoperspektive der Protagonistin erzählt. Die 16-jährige Eliza wurde in die Gemeinschaft der Amischen hineingeboren und kennt nichts anderes. Gerade deshalb ist sie jedes Mal extrem fasziniert, wenn an den Donnerstagabenden ‘die Fremden’ bei ihnen zum Essen erscheinen. Ganz normale Leute aus der Welt ‘da draußen’ können sich dazu anmelden, einmal Amischluft zu schnuppern und einen Abend bei Eliza und ihrer Familie verbringen. Vor allem die Frauen sehen für das junge Mädchen aus wie Paradiesvögel: Ausgefallene Kleidung, die Haare nicht von einer Haube verdeckt und geschminkte Gesichter.

Als Eliza von einer Besucherin das Angebot bekommt, während ihres Rumspringa (eine Zeit, in er junge Menschen das Leben der Amisch kurzzeitig verlassen dürfen, um sich zu entscheiden, ob sie zurückkommen wollen) bei ihr in Chicago als Kindermädchen zu arbeiten, setzt Eliza alles daran, genau das zu tun – und bekommt nach einigen Hindernissen ihren Willen.

Draußen angekommen ist alles unglaublich ungewohnt und unter Gleichaltrigen wird sie wie eine Attraktion behandelt. Gleich am Anfang lernt sie einen Freund der Familie kennen – Josh – der genauso alt ist wie sie und ihr alles zeigt. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, kann man sich wohl ausmalen, in welche Richtung sich die Beziehung der beiden entwickelt und es fest steht ebenso, dass dies die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht.

Man merkt, dass sich die Autorin viel mit den Amischen beschäftigt hat. Der Leser erfährt so einiges über die außergewöhnliche Lebensweise, und Elizas Gedankengänge zu den Erfahrungen, die sich macht, sind mehr als nachvollziehbar. Ich habe sie sogar recht schnell ins Herz geschlossen. Je weiter sich die Story aber entwickelt, es wird z.B. eine Familiengeschichte aufgedeckt, umso mehr verlegt sich der Fokus der Grundstory ‘Amischmädchen kommt in die Welt außerhalb der Gemeinschaft’ in Richtung ‘Was kommt danach’ – und die Entscheidung am Ende war für mich nur schwer nachvollziehbar. Sie wird einfach so getroffen, ohne dass der Leser Elizas Beweggründe erfährt.

Im Grunde genommen ist die Geschichte aber richtig gelungen und vor allem gut geschrieben. Wenn man, wie ich, noch mehr Infos über diese Gemeinschaft haben möchte, hilft einem nach “Draußen wartet die Welt” nur noch ein Sachbuch.