Rezension

Gelungenes Verwirrspiel mit genialem Ende

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 4.5 Sternen

In völliger Verzweiflung und Todesangst ruft Anna ihren Exfreund Bastian an und bittet ihn um Hilfe. Ohne lange zu zögern macht er sich mit seinem Freund Safi auf den Weg. Seine Reise führt ihn in ein geheimnisvolles und gruseliges Dorf. Was er nicht weiß – diese Reise beendet sein bisheriges Leben.

 

Für mich war schon bei der Bekanntgabe der Vorschau des Verlages klar, dass ich den neuen Strobel einfach lesen muss. Nachdem ich die Kurzfassung gelesen habe, konnte ich die Veröffentlichung kaum erwarten. Gruselige Geheimnisse und der flüssige Schreibstil des Autors – das kann nur gut werden. Und nach dem Lesen haben sich die Erwartungen zum größten Teil bestätigt.

 

Die Geschichte fängt schon recht spannend an. Im ersten Drittel erfährt der Leser jede Menge verschiedene Details und sehr kuriose Erzählungen. In der Mitte des Buches passiert dann nicht mehr sehr viel. Zwar gibt es einige spannende und gruselige Momente, insgesamt zieht sich aber die Story. Teils durch zu viele Wiederholungen, teils durch die fehlenden Erkenntnisse. Der Autor schafft nämlich schon recht schnell ein sehr großes Verwirrspiel und hält es bis zum letzten Viertel des Buches durch. Beim Lesen machte mich das teilweise wahnsinnig und erzeuge sehr viele Fragen. Alles ergab irgendwie gar keinen Sinn. Bis das grandiose Ende kam. Der Schluss hat für mich das Buch absolut gerettet und erklärt. Nicht nur durch das sehr spannende Finale, sondern auch weil die ganzen verwirrenden und irren Dinge plötzlich einen Sinn ergaben. Absolut genial, wenn der Autor seine Leser so gut in diese Psychowelt entführt und zum Schluss vor völlig logische Tatsachen stellt. Definitiv nach meinem Geschmack. Einige Leser sind von dem Ende eher enttäuscht oder weniger begeistert, für mich ist es der absolute Knaller.

 

Am Anfang der Geschichte lernt der Leser den Protagonisten Bastian kennen, seine Vergangenheit und seine Gedankenwelt. Nach dem Eintreffen in dem merkwürdigen Dorf zeigt er auch andere Seiten an sich. Leider blieb er für mich bis zum Schluss eher fad und unsympathisch. Durch das große Verwirrspiel des Autors fühlte ich zwar mit ihm mit, aber gelitten habe ich nicht. Genauso ging es mir mit den meisten Charakteren. Mir fehlte da einfach etwas. Die Personen blieben alle recht nebulös. Sehr schade, wenn bei einer starken Story die Charaktere eher schwach sind.

 

Der Schreibstil ist wie bei dem Autor gewohnt recht einfach, dafür aber unglaublich flüssig und leicht zu lesen. Bei einem Psychothriller erwarte und brauche ich auch keine hochtrabende Literatur. Nach meinem Geschmack gab es dennoch negative Punkte. Was mich am meiste Störte waren die vielen Wiederholungen. Situationen, Gedanken und Beschreibungen – immer wieder gab es fast identische Sätze. So verfehlten einige Handlungen ihre Wirkung und vor allem Bastian nervte an einigen Stellen regelrecht. Das war für mich recht enttäuschend, weil ich weiß, dass der Autor das viel besser kann. Das merkte man auch im letzten Drittel, als der Autor zu seiner gewohnten Hochform wechselte.

 

Insgesamt also eine geniale Geschichte, bei der der Autor auch mit dem Leser ein gelungenes Verwirrspiel veranstaltet hat. Abzüge gibt es für die nicht immer geglückte Schreibweise. Leseempfehlen? Absolut und sofort! Denn trotz kleiner Schwächen ist es bisher mein Lieblings-Strobel!