Rezension

Gemächlicher Cosy-Krimi mit Witz

Hamish Macbeth und der tote Witzbold - M. C. Beaton

Hamish Macbeth und der tote Witzbold
von M. C. Beaton

Die Reihe um den schottischen Dorf-Constable Hamish Macbeth von der “Vielschreiberin” Marion Chesney alias M. C. Beaton ist nun schon gute dreißig Jahre alt, der erste Band erschien 1985. Bis zum Jahr 2018 hat Beaton sage und schreibe 38 “Hamish Macbeth-Krimis” vorgelegt - eine beeindruckende Anzahl! Der Bastei Lübbe-Verlag übersetzt die Reihe seit dem Jahr 2016 und mit “Hamish Macbeth und der tote Witzbold” liegt nun schon der siebte deutsche Band vor, im Mai folgt Nummer 8.

Hamish Macbeth ist ein richtig sympathischer “Highland-Ermittler”, der sich gut mit den lokalen Besonderheiten seiner Heimat auskennt. Also wird er auch gerne mal zu Verbrechens-Schauplätzen gerufen, die gar nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. Wie zum Beispiel im vorliegenden Krimi, wo ein alter Herrenhausbesitzer mit großem Vermögen, der anderen gerne fiese Streiche spielt, ermordet aufgefunden wird. Die Situation ist herrlich skurril, denn der alte Mr. Trent hat alle seine Anverwandten zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen. Praktisch, denn so sind alle Verdächtigen unter einem Dach versammelt. Dafür dass sie nicht wegkönnen vom Schauplatz des Verbrechens, sorgt ein Kunstgriff, der in der Krimiliteratur nicht gerade selten angewandt wird: ein Schneesturm kappt zunächst jegliche Verbindung zur Außenwelt. Aber irgendwann bahnt sich Hamish Macbeth doch seinen Weg zu “Arrat House” und findet dort eine äußerst bizarre Situation vor, die - zumindest bei mir - für einige Lacher gesorgt hat. Das Aufeinandertreffen von polizeilicher Routinearbeit und den unorthodoxen Verhaltensweisen des Hauspersonals - angestiftet von einem Familienmitglied Trents - mündet unzweifelhaft in eine humorvolle Situation, die dann für mich auch schon der Höhepunkt dieses “Wohlfühl-Krimis” war. Den richtigen Täter hatte ich aufgrund seiner “Unverdächtigkeit” schnell in Verdacht, allein das Motiv hat für einige Überraschung gesorgt. Die Auseinandersetzung Hamishs mit dem Unsympathen Blair aus Glasgow hat noch für ein bisschen Zündstoff gesorgt. Hier kommt besonders die Tatsache zum Tragen, dass der Krimi Anfang der Neunziger Jahre geschrieben wurde. Hamishs Arbeitsweise mit dem Notizblock deklariert Blair als veraltet, Diktiergeräte und Fax waren damals moderne technische Errungenschaften, die heute anachronistisch wirken.

Ein wenig schade fand ich, dass Hamish bereits im vorletzten Kapitel zur Lösung des Falls kommt und dies dem Leser auch mitgeteilt wird. So wird dem typischen “Cosy-Krimi-Showdown” in der Bibliothek, bei dem sich alle Verdächtigen zusammen mit dem Ermittler versammeln, ein wenig die Spannung genommen. 

Da die Charaktere herrlich skurril und einige Situationen sehr witzig waren, fand ich diesen Krimi aber durchaus lesenswert und ich möchte auf jeden Fall weitere Seiten von Hamish Macbeth kennenlernen.

Zur Gestaltung ist zu sagen, dass das Cover - wie auch die der anderen Bände - vor Witz und Ironie nur so sprüht. Chapeau an die Layoutabteilung des Lübbe-Verlags! Sehr toll finde ich auch die Tatsache, dass jedes deutsche Hamish-Cover ein anderes schottisches Tartan-Muster “featured” - auf dem Buchrücken und im Coverlogo mit dem süßen Highland-Terrier! Sehr coole Idee, die das Sammeln der Reihe in der Taschenbuch-Ausgabe erstrebenswert macht.