Rezension

Gemischte Gefühle

Magonia - Maria Dahvana Headley

Magonia
von Maria Dahvana Headley

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Aza Ray lebt und dies alleine ist schon ein Wunder. Denn jeder Atemzug fällt ihr schwer, jeder Tag ist viel zu anstrengend. Aza war schon immer anders, doch als eines Tages ihr Leben endet, beginnt ein neues für sie, das Leben was eigentlich für sie vorgesehen war...

Habe mir dieses Buch nur geholt, weil es auf Twitter von Neil Gaiman so angepriesen wurde und hey, ich liebe seine Bücher! Allerdings hinterließ mich Magonia eher mit sehr gemischten Gefühlen.

Achtung, das wird nun etwas länger:

Was dieses Buch auf jeden Fall ist: Es ist mal ein angenehm frischer Wind im Young Adult Genre. Zwar enthält es eine typische Liebesgeschichte (der Freund aus Kindheitstagen, der sexy Bad Boy und das Mädchen was "die eine" ist), aber Jason und Aza sind einfach großartig zusammen. Beide sind irgendwie an der Welt gescheitert und brauchen einander um weiter zu machen. Besonders die Stellen aus Jasons Sicht waren richtig berührend, denn die Beziehung der beiden ist sehr tragisch und basiert so viel auf Verlust und Angst. Eigentlich waren sie für mich die große Stärke des Buches. Und das von jemanden, der mittlerweile einen unglaublichen Hass (ok, Hass ist vielleicht ein hartes Wort) auf diese obligatorische Romantik-Parts in YA hat.

Denn auch hier gab es wieder etwas, was es fast für mich verdorben hätte. Nämlich Dai. Der heiße Bad-Boy. An sich ist Dai ein toller Charakter, er ist nicht flach, hat durchdachte Antriebe die ihn handeln lassen wie er handelt und man kann ihn sogar sehr leicht sympathisch finden. ABER. DAI ZIEH DIR WAS AN. Es war in diesem Buch zum Glück nicht so ausufernd und auch Azas Art damit umzugehen wirkt authentisch nach einem Mädchen was gerade erst 16 ist. Aber ich verstehe es nicht, ist es denn so wichtig dass betont wird wie muskulös er ist? Ist es wichtig zu betonen dass er oben ohne ständig herumläuft, obwohl es kalt ist? Auch wenn, wie schon gesagt, es in Magonia nicht all zu sehr darüber geredet wird, so bin ich einfach schon generell genervt von solchen Dingen dass es mich auch hier irgendwie durchaus gestört hat. Es hat ein wenig die Nachvollziehbarkeit unterbrochen. Aza hat genug Gründe gehabt sich ihm hinzuwenden, er muss dazu nicht mega "hot" posieren.

Dazu kommt noch, dass ich vielleicht ein wenig zu sehr auf eine gewisse Logik verpicht bin. Mir waren die Ausreden einfach zu simpel warum man bisher nicht die riesen Schiffe entdeckte die durch die Wolken segeln, da oben befindet sich eine ganze Stadt! Einfach nur getarnt durch Wale (!!) die in den Wolken leben und das Wetter beeinflussen können, so dass niemand diese Welt da oben von der Erde aus sieht (und es gibt sogar Augenzeugen unter den Menschen!). So etwas funktioniert vielleicht im Mittelalter, aber heute? Der gesamte Luftraum wird überwacht, Satelliten filmen die Welt von oben, Wissenschaftler untersuchen jedes anormale Wettereignis. Wenn selbst ein 16 Jähriger Teenager diese Wettermuster durchschauen kann, dann dies doch mit Sicherheit auch ein Wissenschaftler. 
Man versendet Nachrichten per Feuerpfeil von Schiff zu Schiff und Menschen denken angeblich das seien Sternschnuppen. So ziemlich jede Sternschnuppe wird von Astronomen dokumentiert...usw. 

Ok ich höre jetzt auf, haha.

Ich will gar nicht zu viel über das Buch meckern. Ich musste es nur mal los werden. Denn eigentlich fand ich den Beginn dieser Reihe wirklich toll! Und ich LIEBE diesen Schreibstil. Man sieht die Handlung förmlich vor seinen Augen als Film ablaufen und kann sich vorstellen wie die Figuren aus dem Off über das Gesehene sprechen und uns berichten. Alles wirkt so lebendig und authentisch. Auch wie die Autorin mit Typografie umgeht begeisterte mich. Sie nutzt die Worte nicht nur als reines Medium um ihre Geschichte wiederzugeben, sondern sie bindet die Typografie als solche in ihren Erzählstil ein. So etwas könnten sich ruhig mehr Autoren wagen!

Aber so sehr mich ihr Stil begeisterte, so sehr frage ich mich auch an einer anderen Stelle wieder, warum? Sie macht nämlich einen ganz, ganz faulen Schachzug. Jason taucht plötzlich an einem Ort auf, der so unglaublich extrem schwer für einen labilen Teenager zu erreichen sein sollte, dass es nur um so haarsträubender ist dass die Autorin keine Erklärung dafür liefert! Sie lässt Jason uns nur mitteilen dass wir am besten gar nicht danach fragen sollen wie er dort hin kam, dass er ein wenig online Hacken musste, ein wenig im Internet bestechen und betteln musste und nun sei er irgendwie hier. Es ist einfach zu einfach. Hätte er nicht irgendwie anders dahin gelangen können? Hätte ihn nicht jemand mitnehmen können? Ein Haufen an Charakteren versammelten sich dort. Nein - es wird schlichtweg mit wenigen Sätzen abgetan, so ganz nach dem Motto "Just deal with it!".

Aber ich halte nun meine Klappe. Ich beschwere mich hier gerade so unglaublich viel über ein so großartiges Buch. Nur besticht es für mich durch seine extremen Kontraste. Logik kann man hier nicht erwarten, aber dafür wahnsinnig starke Charaktere und viel Fantasie und frischen Wind im Genre.
Trotzdem wiegen diese Punkte zu stark in meine Wertung ein, da sie mich ernsthaft stören und ich mir wünschte die Autorin wäre anders damit umgegangen. Lasst euch davon am besten nicht zu sehr abschrecken. Aza und Jason stellen meiner Meinung nach eines der stärksten YA Pairings der aktuellen Bücher da. Man fühlt mit ihnen mit, will ihnen einfach nur helfen und den ein oder anderen können sie sicher auch zu Tränen rühren.