Rezension

Gemischte Gefühle

Riviera - Der Traum vom Meer - Julia Kröhn

Riviera - Der Traum vom Meer
von Julia Kröhn

Inhalt:

Frankfurt 1922: Als Salome zum ersten Mal vom Meer hört, hat sie sofort wunderschöne Bilder von funkelnden Weiten vor Augen. Ihr Traum, einmal selbst im Meer zu schwimmen, wird wahr, als ihr Vater, der Besitzer eines Reisebureaus, den Tourismus im sonnigen Italien ausbauen will – und zwar nirgendwo sonst als in San Remo an der malerischen Riviera. Um dort Fuß zu fassen, kooperiert er mit dem Hotelier Renzo Barbera. Und nicht nur beruflich sind die Familien bald eng verbunden, denn Salome schließt Freundschaft mit Renzos Tochter Ornella. Doch dann wirft der erstarkende Faschismus erste Schatten auf das Paradies und erschwert weitere Reisen. Die Ereignisse überschlagen sich, als sich Ornella in den Sohn eines französischen Unternehmers verliebt, dem auch Salome näher kommt … 

Meine Meinung:

Der Auftakt des Riviera-Zweiteilers lässt mich mich gemischten Gefühlen zurück. In Teilen fand ich das Buch echt interessant, spannend und mal total anders, aber so richtig fesseln konnte es mich bis zum Ende nicht und viele Entscheidungen, die die Figuren trafen, machten mich ratlos und ein bisschen wütend. 

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, wenn auch manche Stellen etwas zu ausführlich und langatmig beschrieben wurden. Gerade der Einstieg in die Geschichte war zwar interessant und mit Witz erzählt, hat sich aber trotzdem sehr lange gezogen. Mit der Zeit und dem zunehmend aufkommenden Faschismus und Nationalsozialismus fiel es mir immer schwerer, die Ereignisse im Hintergrund zu verstehen, da diese meist nur mithilfe von Gesprächen zwischen den Figuren erwähnt wurden und dadurch für mich nicht ausführlich genug erklärt wurden. Dennoch bietet das Buch auch einige tolle und amüsante Einblicke in die damalige Zeit und das Leben, welche in Halbsätzen in die Geschichte eingebaut werden und die Handlung auflockern - das hat mir wiederum sehr gut gefallen. 

Die Figuren sind so ganz anders, als man sie aus den meisten Romanen kennt. Es gibt viele wichtige Charaktere in der Geschichte, die alle eine ungefähr gleich große Rolle spielen. Und dennoch kann ich nicht behaupten, dass mir auch nur eine dieser Figuren während des Lesens ans Herz gewachsen ist, oder dass ich das Gefühl habe, eine davon zu kennen. Auch Sympathie kam nur wenig bei mir auf, während ich das Buch gelesen habe. Die Charaktere sind schwer zu verstehen, handeln aufgrund von Lastern aus ihrer Kindheit oder Vergangenheit und treffen viele Entscheidungen, die man als Leser einfach nicht als richtig bezeichnen kann. Ich hatte das Gefühl, dass die Figuren sich während der Geschichte gegenseitig immer mehr ins Unglück ziehen und sich gegeneinander ausspielen. So viele Dinge wurden nicht ausgesprochen, sondern brodelten die ganze Zeit unter der Oberfläche. Gefühlsausbrüche und Versöhnungen gab es dafür eher nicht. Ich muss sagen, dass das alles für mich als Leser echt bedrückend und deprimierend war und ich oft gerne etwas an der Handlung geändert oder die Figuren in die richtige Richtung geschoben hätte, was leider nicht möglich war. Nun bin ich nach dem Lesen etwas ratlos und unzufrieden. 

Der erste Teil der Riviera-Reihe ist für mich sicherlich kein Buch gewesen, das ich nach der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen konnte und in einem Rutsch durchgelesen habe. Eher habe ich mich manchmal zum Lesen ziemlich aufraffen müssen und habe erst nach einer Weile in die Handlung hinein gefunden. Dennoch finde ich, dass das Buch eine gewisse Authentizität besitzt und es st auf jeden Fall kein Kitschroman, der alles beschönigt und in rosa darstellt ;) Die historischen Einblicke sind interessant und realistisch. Nur mein Fall war die Geschichte leider nicht ganz. Dennoch bin ich gespannt auf den zweiten Teil!