Rezension

Generation Selbstzerstörung

Die Zeit der Ruhelosen - Karine Tuil

Die Zeit der Ruhelosen
von Karine Tuil

Bewertet mit 4 Sternen

Das Erbe der Eltern, Schicksal oder doch eigene Entscheidung - was beeinflusst unser Leben?

"Ja, lesen ist das Einzige, was mich vollkommen glücklich gemacht hat." Damit rückt die Autorin Karine Tuil das geschriebene Wort, alle Autorinnen und Autoren seit der Verbreitung von literarischen Werken und die lehrende, heilende und euphorisierende Wirkung von Büchern in den Vordergrund.
Ihre Geschichte allerdings ist verstörend, erschreckend und - wie der Titel bereits verrät - ruhelos. Umso krasser, dass sie nur zu wahr sein könnte.
Macht, Geld, Politik in ihren facettenreichen Ausprägungen der Besessenheit, des Reichtums, der Willkür, des psychischen Drucks, der Diskriminierung, der Manipulation, des Opportunismus und der Liebe sind das Schicksal dreier Männer - dem französischen Telekommunikationsmogul Francois Vély, dem Soldaten Romain Roller und dem Nachwuchs-Politiker Osman Diboula, aber auch der Journalistin und Schriftstellerin Marion Decker, deren Wege sich im Roman kreuzen. Sie zerstören sich selbst oder werden zerstört - durch ihre Entscheidungen, die Entscheidungen anderer, das Erbe ihrer Vorfahren und ihrer Vergangenheit. Interessant zu lesen, wer der ruhelosen Protagonisten am Leben bleiben wird und sich auch lebendig fühlen wird.
Eine gesellschaftskritische Studie unserer Zeit, wie sie vielfältiger und abgründiger nicht sein könnte. Bis zur letzten Seite spannend zu lesen.
Das Cover spiegelt die Ruhelosigkeit, von der in Titel und Werk zu lesen ist,  anhand der verschwommenen Figuren, wie sie einer der Protagonisten beim Vorbeihasten sehen aber nicht wahrnehmen würde.