Rezension

Generationengeschichte

Liebten wir
von Nina Blazon

~~"Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus." (Zitat Klapptext)

Für Fotografin Moira, genannt Mo, gibt es nichts Schöneres, als die Welt und vor allem die Menschen durch ihre Linse zu betrachten. Sie ist immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Und sie verliebt sich meist vorab in die Familie ihres Freundes, weil sie eine große Sehnsucht nach Familie verspürt, Teil einer solchen sein will.

Auf der Familienfeier ihres Freundes Leon kommt es zum Eklat und Mo flüchtet vor ihm, vor der Vergangenheit und vor allem vor sich selbst. Der Zufall will es, dass auch Leon´s kauzige Großmutter Aino die Chance ergreift und sich zu Mo ins Auto setzt. Anfangs nicht ganz freiwillig nimmt Mo die Alte mit und beide landen in Finnland.

Nach und nach freunden sich die beiden an und sowohl Mo als auch Aino begreifen, dass man mit der Vergangenheit abschließen und sie loslassen muss, um in der Gegenwart glücklich zu sein.

"Liebten wir" hat mit zwei sympathischen Protagonisten überzeugt, die auf der Suche nach sich selbst sind und versuchen mit der Vergangenheit abzuschließen. Eine schöne Sprache, gewürzt mit einer Prise Humor lässt einen das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Besonders schön ist Nina Blazon gelungen, wie sie Gefühle und emotionsgeladene Situationen beschrieben hat. Mir ist manchesmal ein kleiner Seufzer entwischt und Gänsehaut hat sich selbst bei sommerlichen Temperaturen beim Lesen breit gemacht.
Einzig und allein die manchmal etwas zu bildlichen Beschreibungen habe ich als störend empfunden.

Toll für mich als Leserin war auch, dass Mo´s Rückblicke in die Vergangenheit kursiv gedruckt war, denn sie hatten keine eigenen Kapitel oder Abschnitte, sondern sind fließend in die Geschichte eingearbeitet.

Noch ein Wort zum Cover: Tolle Farben - vor allem das Pink! Ansonsten bleibt es sehr zurückhaltend, was mir gut gefällt und zur Geschichte passt, da sich diese hauptsächlich um die beiden Protagonistinnen dreht. Allerdings ist das Material (Pappe ähnlich) sehr empfindlich.

Wer seinen finnischen Wortschatz ein klein wenig erweitern will und wer die Geschichte des Tangos (der kommt nämlich nicht aus Argentinien) erfahren möchte: Hier bitte zugreifen!