Rezension

GENIAL

Nevernight - Das Spiel - Jay Kristoff

Nevernight - Das Spiel
von Jay Kristoff

Bewertet mit 5 Sternen

Für alle Fantasyfans, die den ersten Band von Nevernight noch nicht gelesen haben sollten: Kommt endlich in die Gänge und holt ihn euch. Sonst lasst ihr Euch eine der besten Fantasyreihen der letzten 50 Jahre entgehen.

Für alle, die überlegen, den zweiten Band zu lesen (ein Zustand, den ich nicht ganz verstehen würde, denn eigentlich gab es nach dem ersten Band nur das sehnsüchtige Warten auf die Fortsetzung; aber es soll ja auch Unentschlossene geben): Die Fortsetzung wird all Eure Wünsche erfüllen und mehr… spätestens danach seid ihr süchtig nach dieser Trilogie. Ihr werdet Jay Kristoff und seiner Fantasywelt hörig sein, ihr werdet seine Fabulierkunst anbeten, in seinen genialen Ideen schwelgen, seine Charaktere lieben, Euch nach mehr und das am Besten noch heute sehen.

Das Spiel, welches Mia Convere in Nevernight 2 spielt, ist gefährlich und birgt immer den Tod in sich. Mit dem Ziel, die Mörder ihres Vaters zu vernichten, steht dem Leser von Anfang an ein blutiges Finale für den Showdown vor Augen. Aber der Weg dorthin ist steinig. Und nicht nur hartumkämpfte Siege, sondern auch traurige Niederlagen liegen vor Mia und den wenigen Menschen, die ihr nahe sind. Teil zwei ist noch blutiger als der Vorgänger und dennoch auf seltsame Weise eben kein brutales Buch, auch wenn mehr als ein Gemetzel beschrieben wird und die 17jährige Mia zur Größten Kämpferin unter den drei Sonnen herangewachsen ist. Jay jagt uns durch eine Achterbahn der Gefühle in der man mehr als einmal das Buch erschrocken weglegt oder es an die Wand schmeißen möchte, weil die Angst oder das Entsetzen den Leser beuteln. Aber ebenso oft ist man von Rührung ergriffen oder hält sich den Bauch vor lachen über den bahnbrechenden Humor und die tiefen Gefühle, die aus dieser Geschichte ebenso leicht und heiß fließen, wie das viele Blut der Getöteten.

Immer sehnt man sich als Leser nach einer Geschichte, die man so noch nicht gelesen hat. Hier ist man bei Nevernight mehr als gut aufgehoben. Nicht nur täuscht Mia ihre Feinde, auch Jay täuscht den Leser mit sardonischem Vergnügen und die meisten Täuschungsmanöver gelingen beiden hervorragend und bescheren ein gewaltiges Lesevergnügen.

Immer sehnt man sich als Leser nach Darstellern, die einen berühren. Jay Kristoff schafft es mit rotzfrechem Charme, dass wir eine Killerin und Mörderin lieben, dass wir gebannt den Streit-Gesprächen von zwei tierischen Schatten lauschen und um das Leben von Leuten fürchten, die eine Spur des Todes hinter sich herziehen und von deren Stiefeln dicke Blutstropfen fallen. Ebenso wie er dramatische Kämpfe aufs Trefflichtste zu schildern weiß, so schreibt er auch teuflisch gute Liebensszenen, die keine Fragen offen lassen. Und man spürt den Hass und die Sehnsucht von Mia ebenso wie ihren Schmerz und ihre innigen Gefühle.

Diese geniale Geschichte lässt sich nur schwer in eine kurze Rezension packen und eigentlich bedürfte sie noch einer ganzen Handvoll tiefsinniger Fußnoten. Eines meiner Lieblingsbücher EVER.