Rezension

Genial

Sunset - Klaus Modick

Sunset
von Klaus Modick

Bewertet mit 5 Sternen

 

Manche Bücher sind wie Alkohol. Es gibt dicke Wälzer, die keinen oder kaum einen Eindruck hinterlassen, dann aber auch kleine, hochprozentige, die richtig reinhauen. So auch dieses vergleichsweise schmale Buch (191 Seiten) von Klaus Modick, das mehr Gehalt als 154382 derzeitige Bestseller hat.
Wie so oft bei dem Autoren spielt die Handlung auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart des Jahres 1956, an dem Tag, an dem Lion Feuchtwanger das Telegramm erhält, das ihn über den Tod seines Freundes Bertolt Brecht informiert, und in rückblickartig geschilderten Stationen dieser Schriftstellerfreundschaft, die über dreißig Jahre anhielt. Wichtige Stationen waren die Münchener Räterepublik, vor allem aber das gemeinsame Schicksal des Exils. Viele bekannte Namen tauchen im gemeinsamen Bekanntenkreis auf.
Eingewoben in diese Darstellung sind Schaffensprozesse des Entstehens von Büchern und Selbstreflexionen des Autoren (Feuchtwanger von Modick in den Mund gelegt) über den Sinn des Schreibens: "Aber vielleicht ist Schreiben zu allen Zeiten, in allen Lagen, gefährlich gewesen und wird es immer sein, weil eine Persönlichkeit hinter den Worten steht, die sich gegen Dummheit und Brutalität der Welt auflehnt. Ja, Schreiben ist verdächtig wie eine Geheimsprache, ein Zeichengeben unter Eingeweihten" (S. 138). Wie hohl ist dagegen vieles, was heute auf dem Literaturmarkt angepriesen wird. Aber vielleicht haben wir auch nur das Glück, in weniger bewegten Zeiten zu leben?

Kommentare

kommentierte am 17. Dezember 2014 um 09:44

Coole Rezi!

Wenn man bedenkt, was momentan überall auf der Welt so los ist, glaube ich allerdings nicht so recht, dass wir in weniger bewegten Zeiten leben...