Rezension

Geniale Fortsetzung

Die Opfer, die man bringt - Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt

Die Opfer, die man bringt
von Michael Hjorth Hans Rosenfeldt

Bewertet mit 5 Sternen

Achtung, Spoiler zu den vorangegangenen Bänden vorhanden, da Band 6 einer Reihe!

Nachdem Sebastian Bergman auf Grund seiner Handlungen nicht mehr im Team der Reichskriminalpolizei willkommen ist, befindet er sich auf einer Lesereise. Seine Tochter Vanja will in keinster Weise zu ihm Kontakt und hat eine neue Stelle bei der Polizei in Uppsala angetreten. Doch in Uppsala gibt es einen Serienvergewaltiger und Chefin der Polizeibehörde Anne-Lie Ulander bittet Bergman um Hilfe. Das missfällt Vanja so sehr, dass sie bereitwillig zurück zur Reichskommission wechselt, doch es scheint für Vanja kein Entkommen gegenüber Bergman zu geben. Mittlerweile scheint es nämlich als seien zu den Vergewaltigungen auch noch ein Mord hinzugekommen und plötzlich sind die Polizei von Uppsala und die Reichskriminalpolizei miteinander verbunden und das alte Team unfreiwillig vereint.
Meine Meinung
Passend zu den bereits erschienenen Bänden der Reihe ist auch Band 6 in seinem üblichen Gewand zu finden, was natürlich dem Erkennungswert entgegen kommt.
Ich für meinen Teil habe mich riesig gefreut, als ich entdeckte, dass es endlich wieder einen neuen Fall für den wohl egoistischsten Ermittler aller Zeiten geben wird und konnte es kaum abwarten, mit dem Lesen zu beginnen.
Da es bereits eine ganze Weile her war, dass ich den vorangegangenen Band gelesen hatte, musste ich mir gerade zu Beginn doch immer wieder die einzelnen Personen ins Gedächtnis rufen. Doch das erleichtern die Autoren dem Leser ungemein, in dem sie immer wieder bei den einzelnen Charakteren kurze Einblicke in vergangene Ereignisse geben. So war ich dann doch nach kurzer Zeit wieder mitten in Schweden und bei der Reichskommission.
Der Schreibstil liest sich, wie gewohnt, leicht und locker. Schnell wird man von der leichten und klaren Sprache gefesselt und will einfach nur noch wissen, wie es bei den so unterschiedlichen Charakteren weitergeht. Allerdings würde ich sagen, dass es hier doch notwendig ist, die bereits erschienenen Bände zu kennen, denn mittlerweile gibt es doch zu beinahe jedem Charakter eine eigene Geschichte, die von Band zu Band intensiviert wird. Wenn man da nicht völlig im Walde stehen möchte, sollte man also wissen, was es mit den Personen so auf sich hat.
Bei diesem Band hatte ich den Eindruck, dass es hier vielmehr um die Entwicklung der handelnden Personen geht. Es gibt zwar, wie auch sonst immer, einen sehr spannenden Fall, den es zu lösen gilt, doch jeder der Ermittler hat hier seine Geschichte zu erzählen. All das wirkt zusammen sehr komplex und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
In kurzen Kapiteln wechseln die Perspektiven permanent und in einem Tempo, dass man der Handlung atemlos folgt. Bergman, Vanja, Billy, die Opfer und noch mehr Perspektiven kommen zum Zuge und halten den Lesefluss hoch. Man hat hier fast schon das Gefühl, dass in diesem Band bereits auf den nächsten hingearbeitet wird, denn natürlich bleibt man mit dem gewohnten Clffhanger zurück.
Sebastian Bergman, ich mag ihn nicht und doch fasziniert er mich immer wieder aufs Neue. Es ist schon erstaunlich, wie es den Autoren gelungen ist, solch eine Figur zu erschaffen, die man zwar nicht leiden kann, von der man aber trotzdem wissen will, wie es mit ihm weitergeht. Bergman hat mich bisher immer wieder mit seiner Intelligenz beeindrucken können und doch ist er einfach kein Sympathieträger. Seine Beziehung zu Tochter Vanja ist und bleibt schwierig, aber völlig nachvollziehbar. Kaum zu glauben, dass Vanja Bergmans Tochter ist, obwohl sie, was die Intelligenz angeht, wohl wenig in Bermans Schatten steht.
Doch neben Bergman steht dieses Mal der Kriminaltechniker Billy mit im Vordergrund. Bereits in Band 5 gab es eine Situation, die mich entsetzt zurückließ und diese gesamte Entwicklung weiterzuverfolgen, las sich mindestens so spannend, wie der eigentliche Fall.
Alles in allem konnten mich die Autoren Hjorth und Rosenfeldt mit ihren Charakteren wieder einmal völlig überzeugen und zeigten mir all die unterschiedlichen Facetten, die Personen in sich bereit halten.
Mein Fazit
Ein Buch, das mich von Beginn an fesseln und überzeugen konnte. Hier steht einmal nicht der eigentlich Kriminalfall im Vordergrund, sondern die Charaktere, die man schon aus den vorausgegangenen Bänden kennt. Wer diese nicht kennt, dem möchte ich raten, bei dem ersten Band der Reihe zu beginnen. Lesenswert ist jedes einzelne Buch. Mag sein, dass der Fall an sich abgeschlossen endet, doch die Entwicklungen der Personen bauen sich immer mehr auf und zeigen Abgründe, wo man sie nie vermuten möchte. Wer die Reihe mag, für den ist auch der sechste Band ein muss. Ich für mein Teil hoffe sehr, nicht wieder so lange auf eine Fortsetzung warten zu müssen. Komplette Leseempfehlung für die gesamte Reihe!