Rezension

geniale Fortsetzung mit neuem Schwerpunkt

Im Schatten des Mondkaisers - Bernd Perplies

Im Schatten des Mondkaisers
von Bernd Perplies

Im Anschluss an die grandiose Rettungsaktion von Carya und ihren Eltern kehren alle zurück ins Dorf der Ausgestoßenen. Doch schnell wird klar, dass sie hier nicht sicher sind und alle nur in Gefahr bringen. Die Bewohner beschließen daraufhin, ihr Zuhause zu verlassen und an einer anderen Stelle wiederaufzubauen.

Auch Carya, Jonan, Pitlit und Caryas Eltern begeben sich auf Wanderschaft, jedoch auf einen getrennten Weg, der sie zunächst in Sicherheit führen soll. Unterwegs trennen sie sich von Caryas Eltern, die anderswo unerkannt neu anfangen wollen, und Carya, Jonan und Pitlit begeben sich allein weiter auf die gefährliche Reise ins unbekannte Francia. Hier glaubt Carya mehr über ihre Herkunft zu erfahren, denn die Koordinaten ihres Raketenflugzeugs führen sie direkt ins Zentrum dieses fremden und mysteriösen Landes.

Meine Meinung:

Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, da für mich der erste Band der Trilogie "Flammen über Arcadion" eines meiner Highlights 2012 war. Und wie ich es mir vom Autor erhofft hatte, wurde ich auch nicht enttäuscht.

"Im Schatten des Mondkaisers" macht genau da weiter, wo sein Vorgängerband aufgehört hat. Ich war sehr schnell wieder drin und habe die fesselnde Atmosphäre genossen, die der Autor scheinbar so mühelos erschaffen kann.

Die Suche nach Caryas Vergangenheit führt die Protagonisten diesmal in ein aufregendes, neues Land, das mit seinen Intrigen am Hofe des Mondkaisers einen unerwartet neuen Handlungsmittelpunkt darstellt. Viele gut beschriebenen Charaktere kommen neu dazu und überraschen mit einer tiefgründigen Identität, die ich beim Lesen begeistert versuchte zu enträtseln und mich letzten Endes doch völlig umgehauen hat, da ich diese so nicht erwartet habe.

Carya hat sich in diesem zweiten Teil ungeheuer weiterentwickelt. Schon lange nicht mehr ist sie das kleine Mädchen aus Arcadion, das auf den Schutz anderer angewiesen ist, sondern mausert sich immer mehr zu einer starken Kämpferin. Das ist sicherlich größtenteils ihren Erlebnissen geschuldet, aber auch ihrer geheimnisvollen "Programmierung", die immer wieder in Notsituationen greift.

Zum Glück ist Jonan auch hier wieder ihr Fels in der Brandung. Der sympathische Ex-Templer hat sein ganzes Denken und Können nur auf das Wohl seiner Gefährten ausgerichtet. Stets brilliert er mit einer Selbstlosigkeit, die insbesondere von Carya diesmal auf eine harte Probe gestellt werden.

Auf das Wiedersehen mit Pitlit hatte ich mich ganz besonders gefreut. Der Straßenjunge, der sich den beiden angeschlossen hat und große Abenteuer erleben will, muss diesmal auch einiges einstecken. Trotz allem verliert er aber nie seinen Lebensmut, den Glauben an seine Gefährten und sein loses Mundwerk. Dabei besitzt er bereits in seinen jungen Jahren eine Lebenserfahrung und eine unerwartete Lebensweisheit, die mir sehr imponiert hat.

Gut gefallen hat mir auch der neue Ort der Handlung. Das, was der Sternenfall vom ehemaligen Paris übriggelassen hat, ist kaum wiederzuerkennen, zumal die Charaktere so gut wie kein Wissen aus der Zeit davor vermittelt bekommen haben und damit viele Dinge gar nicht zuordnen können. Als ehemaliger Besucher dieser wundervollen Stadt hat es mir jedoch viel Spaß gemacht, den Beschreibungen eine aktuelle Örtlichkeit zuzuordnen und so begegnet man gemeinsam mit den Protagonisten - wenn ich richtig vermute - Versailles, dem Louvre, dem Eiffelturm und vielen anderen, bekannten Sehenswürdigkeiten.

Das Motiv von Versailles findet sich auch auf dem wunderschönen Cover wieder, das dem Design des ersten Bandes angepasst wurde, nur diesmal in Blautönen gehalten ist. Zentral darauf befindet sich die Maske des Mondkaisers, die sich strukturell abhebt und langsam zu zerbrechen scheint. Diese Symbolik erhält noch eine besondere Bedeutung, die der Leser aber erst auf den letzten Seiten des Buches erfährt.

Fazit:

"Im Schatten des Mondkaisers" ist der mittlere Teil einer spannenden Dystopie, die mich voll und ganz gefesselt hat. Bernd Perplies schafft es, mich mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil und seiner Vielseitigkeit wieder einmal so gut zu unterhalten, dass die Seiten des Buches, ohne eine einzige Länge, viel zu schnell an mir vorüberzogen. Das Ende des Buches klärt viele offene Fragen und hat dabei trotzdem noch genug Potential für den schon im Herbst erscheinenden, finalen, dritten Band "Das geraubte Paradies", mit dessen Handlung mich der Autor bestimmt wieder überraschen und fesseln wird. Ich freu' mich d'rauf.