Rezension

Geniale Idee, großartige Umsetzung

Amor-Trilogie 01. Delirium - Lauren Oliver

Amor-Trilogie 01. Delirium
von Lauren Oliver

Bewertet mit 5 Sternen

Nach ein paar Seiten war ich schon fasziniert von der Buchidee. In einigen Jahrzehnten gilt die Liebe als etwas Schlechtes und man kann dagegen geheilt werden. Aber erst ab einem bestimmten Alter kann der Eingriff vorgenommen werden, um psychische Schäden zu vermeiden.

Lena fiebert schon seit langem auf ihren Eingriff hin. "Der Gedanke, dass ich immer noch die Krankheit im Blut habe, gefällt mir nicht." Ein klares Statement auf Seite 7. Dass ihr nach dem Eingriff ihre beste Freundin höchstwahrscheinlich gleichgültig ist oder dass ihr nach dem Eingriff das Joggen vielleicht nicht mehr so viel Spaß machen wird, ist zweitrangig. Hauptsache, sie wird nicht infiziert und ist endlich immun. Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Lauren Oliver distanziert sich ganz klar von der Vorstellung, dass die Liebe schlecht sei. Der Leser soll automatisch gegen dieses System sein. Und dennoch hatte Lena von Anfang an meine Sympathie gewonnen. Obwohl sie hinter dem System stand und auf ihre Heilung hinfieberte. Sie hat Angst vor dieser "Krankheit", genauso wie sie Angst davor hat, gegen Gesetze zu verstoßen. Letztere Angst schließt die Angst vor allen Menschen mit ein. Jeder könnte den Aufsehern etwas verraten, Vertrauen gibt es nicht und ist auch nicht nötig, wenn man gesetzestreu lebt.

Delirium ist ein Buch über die Liebe. Lauren Oliver zeigt, was man alles durch die Liebe erreichen, aber auch verlieren kann. Gleichzeitig erzeugt sie Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass wir in unserer Welt und Zeit lieben dürfen, wen wir wollen. Dass wir überhaupt lieben dürfen. Jedes Mal, wenn wir uns z.B. über unsere Politik aufregen, sollten wir uns vor Augen halten, dass es noch ganz anders sein könnte.

Eine Welt ohne Liebe ist für uns unvorstellbar. In Delirium wird nicht ganz klar, ob man nach dem Eingriff nur gegen die Liebe immun ist oder gegen alle Gefühle. Aber ohne die Liebe gibt es meiner Meinung nach gar keine Gefühle. Oder kann man Mitleid empfinden, wenn man nicht lieben kann? Kann man hassen ohne die Liebe? Was ist das überhaupt, Liebe?