Rezension

Genialer Auftakt mit tollem Weltenaufbau!

Wächter der Runen - J. K. Bloom

Wächter der Runen
von J. K. Bloom

Meinung:

 

Irgendwie machen Kopfgeldjäger momentan ziemlich die Runde.

An allen Ecken und Enden sieht man sie als Schatten vorbei huschen. 

Und warum auch nicht? Die düster, dunkle Konnotation, die dem Wort Kopfgeldjäger anhaftet ist genauso anziehend, wie abstoßend.

Die Mischung macht’s. Und auch Finn ist vor diesem Ruf nicht gefeit, ist er doch einer der berüchtigtsten und erfolgreichsten Kopfgeldjäger Amateas.

Und so kommt es, dass das große Imperium gerade ihn dazu auserwählt, die seit zwei Jahren flüchtige Abtrünnige Ravanea zu suchen und lebendig auszuliefern. Das kommt Finn gerade recht, auch wenn er dafür den weiten Weg in eine der dunkelsten, schmierigsten und schlimmsten Städte des Imperiums auf sich nehmen muss.

Doch für seinen Erfolg winken Ruhm, Ansehen und Reichtum.

Wie gefährlich die Reise wird und wie oft er an seine moralischen Grenzen kommen wird - dieses Ausmaß ahnt er bei Auftragsantritt noch nicht.

 

Was für ein Spektaktel!

Mein erstes Buch der Autorin und dann haut es mich auch noch so krass von den Socken. Das hätte ich nie erwartet. 

Wächter der Runen ist herrliche geniale High-Fantasy.

Erstmal zu den Randinfos: Man begleitet Finnigan Bassett und Ravanea Caherm abwechselnd in der Ich-Perspektive bei ihren Unternehmungen und Abenteuern. Dabei schafft es die Autorin mit ihrem locker-leichten Schreibstil und den klug eingesetzten Wordbuildings automatisch eine Atmosphäre zu entwickeln, der man sich nicht entziehen kann. Man riecht den Dreck, den Schmutz und Schweiß der untersten Stadt. Man hört die Pfeile durch die Luft sirren, seinen eigenen keuchenden Atem und das laut pochende Herz.

Es war für mich eine super authentische Reise, in der ich mich sowohl in Finn als auch Ravanea einfach fallen lassen konnte. 

Sie haben mich beeindruckt und mitgerissen.

 

„Dieser Bezirk ist ein Zusammenspiel aus Verrat, Trug und Lüge.

Wer die Regeln kennt, wird überleben, wer sie missachtet, wird sterben. Derjenige, der eine gute Beobachtungsgabe besitzt, erkennt, dass die Wahrheit in allen Schatten der Stadt zu finden ist.“

(Pos. 706 von 6006)

 

Viel viel imposanter fand ich jedoch den Weltenaufbau.

Ähnlich wie bei Elesztrah und Karinth gibt es auch hier eine Karte im vorderen Teil des Buches - zur Orientierung, denn mit den beiden unterschiedlichen Reisegefährten streicht man einmal fast durch ganz Amatea bis über die Grenzen von Oceana und ich bin immer jemand, der dann auch gern mal auf der Karte nachschaut, wo ich mich gerade befinde. 

Das macht die Sache greifbarer.

 

Ebenso beeindruckt haben mich die vielen kleinen Details, die sich die Autorin überlegt hat. Sei es von der Wirkung der Runen, deren Herstellung, der Magie im Allgemeinen oder der Zusammensetzung der Namen (was ich wirklich mega cool finde!) bis hin zu den Kreaturen und Charakteren. Es hauchte der Geschichte Leben ein, ohne übertrieben voll zu wirken.

Ob Schatten, Todeskriecher oder einfach nur die Dunkelheit oder das Leben selbst - Wächter der Runen hält einige Überraschungen parat.

 

Die ganzen einzelnen Faktoren sind schuld daran, dass sich das Buch so fix lesen lässt. Man muss einfach wissen, wie es weiter geht - ob Ravanea fliehen kann, ob Finn von Jägern entdeckt wird und was der nächste Schachzug des Imperiums ist, um größtmögliches Unheil anzurichten.

Wer wird ihnen dabei zur Seite stehen?

Wer sie beschützen?

Was ist Ravaneas dunkles Geheimnis?

 

„Messermeister sind sehr talentierte Kämpfer und überaus gefährlich. 

Sie kommen den Sicarias gleich und töten leise und unauffällig. 

Meistens treffen sie genau das Herz oder schneiden ihrem Opfer die Kehle auf, während sie seinen Mund zudrücken. Niemand hört sie kommen und gehen. Doch was sie hinterlassen, ist ein Schlachtfeld aus Leichen.“

(Pos. 3210 von 6006)

 

Wächter der Runen ist rundum gelungen. Es hat ruhige, nachdenkliche Passagen und rasante Kämpfe, blutige Verletzungen und den ein oder anderen Schockmoment. Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet, ich habe nicht eine Sekunde das Gefühl gehabt, nicht mit ihnen klarzukommen oder mir die Hand vor die Stirn schlagen zu wollen.

Auch die zeitliche Entwicklung passte. Es ging nicht zu schnell und nicht zu langsam voran, der Zeitfluss war gut auf die Geschehnisse abgestimmt, sodass man ihm perfekt folgen konnte. Vor allem emotional gesehen!

Was das jedoch heißt, das könnt ihr selbst herausfinden. ;)

 

Fazit:

 

Wächter der Runen ist eine aufregend anziehende High Fantasy Geschichte rund um eine Welt voller Gefahren, magischen Runen, düsterer Gewalt und fatalen Geheimnissen. Es punktet mit authentischen Charakteren, durchgängiger Spannung, Action an den richtigen Stellen und der immer währenden Frage nach dem: Wie, wie, wie geht es weiter? 

Was kann da noch kommen, oh Gott oh Gott?

Neben einem überraschenden Plottwist und angenehm sympathischen, sowohl menschlichen als auch tierischen, Protagonisten, kommt auch die emotionale Seite nicht zu kurz. 

 

„Menschen entwickeln sich stetig weiter und mit jeder Erkenntnis werden sie gefährlicher für ihre eigene Welt. Sie glauben, das Recht zu besitzen, ihren Ideen freien Lauf zu lassen, sodass jede Waffe einen neuen Tod bedeutet. Wann werden wir den Punkt erreicht haben, an dem die gewaltigsten Kräfte aufeinandertreffen und dafür eine ganze Welt in Schutt und Asche legen?“

(Pos. 5461 von 6006)

 

Kurz gesagt:

Fans von High Fantasy und gut durchdachten Welten mit KNALL BOOM BÄNG Momenten, kommen hier voll auf ihre Kosten.

 

Bewertung: 

 

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)