Rezension

Genialer Humor, Lächel- und Grinseattacken, klasse Protagonisten und dezenter Taschentuchalarm. ♥

Liebe ist so scheißkompliziert - Sabine Schoder

Liebe ist so scheißkompliziert
von Sabine Schoder

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was ist das Schlimmste, das einem vor Lesen eines Buches passieren kann?

Man baut viel zu hohe Erwartungen auf, die gar nicht erfüllt werden können.

Was ist das Beste, das einem beim Lesen eines Buches passieren kann?

Wenn diese viel zu hohen Erwartungen erfüllt werden.

Gestatten? „Liebe ist so scheißkompliziert“ vermag eines solchen Wunders. Zu Beginn des Buches dachte ich, dass es lockerer und leichter daherkommt als „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“, aber die Autorin hat wieder einmal bewiesen, dass sie die Balance zwischen genialem, trockenen Humor und berührenden Momenten, die einem sogar die eine oder andere Träne entlocken, mühelos halten kann. „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ war für mich persönlich zwar noch etwas erschütternder, bedrückender und im Gegensatz zu „Liebe ist so scheißkompliziert“ voller Bangen und Leiden, sodass Nele & Jeromes Geschichte nicht ganz an Viki & Jays heranreichen konnte, aber es ist ein wahnsinnig guter „Nachfolger“, der wieder einige ernste Themen behandelt, von dem wahnsinnig guten Humor der Autorin durchzogen ist, und Spannung und große Emotionen mit sich bringt.

Mobbing ist ein ganz großes Thema in Sabine Schoders neuem Roman. Das beginnt schon bei der Gestaltung der Protagonistin, denn sie ist eine 1,90m große 17-Jährige, die wegen ihrer Größe zwangsläufig heraussticht. Sie wird zwar nicht direkt gemobbt, von ihren Mitschülern aber schief angesehen und ausgegrenzt. Ganz zu schweigen davon, dass sie noch nie einen Freund oder gar einen männlichen Verehrer hatte, denn wer steht schon auf ein solch großes Mädchen? Das Buch geht mit diesen Selbstzweifeln und dem Thema Mobbing sensibel um und formt Nele zu einer absolut wunderbaren Protagonistin, mit der man von der ersten Seite an mitfühlt. Nele ist jedoch nicht als Trauerkloß oder schüchternes Mauerblümchen entworfen, sondern als schlagfertiges Mädchen mit trockenem Humor, der mich innerhalb weniger Seiten sofort in seinen Bann gezogen und immer wieder zum Grinsen gebracht hat.

Der männliche Gegenpart, der über zwei Meter große Basketballstar Jerome Tessmer, ist alles, was sich Nele je erträumt hat, denn neben der Tatsache, dass er größer als sie ist, sieht er auch noch gut aus und scheint ein guter Kerl zu sein. Bis dieses Nacktvideo von Nele im Netz auftaucht, das von Jeromes Profil hochgeladen wurde. Da ich zu keinem Zeitpunkt erwartet habe, dass es tatsächlich Jerome war, der das Video veröffentlicht hat, war er mir wie Nele sofort sympathisch und hat sich mit seinen gelegentlich verlegenen Reaktionen und jedem süßen Kommentar, den er von sich gegeben hat, mehr in mein Herz gespielt. Durch das Zusammenspiel zweier so wunderbarer Protagonisten lädt die Liebesgeschichte von Anfang an zum Mitfiebern ein.

Von der Gestaltung der Charaktere abgesehen ist das Thema Mobbing aber noch viel tiefer in der Geschichte verankert, als es zunächst den Anschein hat. Es zieht sich durch das gesamte Buch, berührt, stimmt nachdenklich und erschüttert. Es zeigt, was Mobbing anrichten kann und welche Rolle soziale Medien dabei spielen können, obwohl Letzteres nicht ganz so ausgiebig behandelt wird, wie ich es eigentlich erwartet hätte.

Das wurde dadurch wettgemacht, dass das Buch für einen Liebesroman erstaunlich spannend ist. Man rätselt mit, wer das Video veröffentlicht haben und wer für die mysteriösen Geschehnisse in der Schule verantwortlich sein könnte, ist auf Jeromes Hintergrundgeschichte gespannt und fiebert auf das Zusammenfinden der Protagonisten hin, das ohne unnötige Missverständnisse oder Geheimniskrämereien daherkommt und hauptsächlich zum Schwärmen und Wohlfühlen einlädt. Mit einem rundum zufriedenen Gefühl und einem Grinsen auf dem Gesicht wird man schließlich auch zurückgelassen.

Fazit

„Liebe ist so scheißkompliziert“ ist nicht ganz so spektakulär wie „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“, aber dennoch wieder ein wunderbares Buch von Sabine Schoder voller genialem Humor, einer faszinierenden Protagonistin, Spannung, Lächel- und Grinseattacken und dezentem Taschentuchalarm. So muss das sein! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4,5 Sterne.