Rezension

Genialer Krimi aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder - Britta Hasler

Das Sterben der Bilder
von Britta Hasler

Bewertet mit 5 Sternen

Ich gebe zu, ich lese nicht sonderlich gern historische Bücher. Doch dieser Krimi, der um den Jahreswechsel 1906 / 1907 im alten Wien spielt, hat mich gepackt.

Ein Serienmörder geht um. Er inszeniert seine Taten regelrecht. Julius Pawalet, ein armer junger Mann, erhält überraschend ein Angebot, als Saaldiener im Kunsthistorischen Museum zu arbeiten. Er verfügt über eine besondere Gabe und stellt bald fest, dass es eine Verbindung zwischen den Mordszenarien und den berühmten Gemälden in dem Museum gibt. Julius gerät in den Bann der Frau von Schattenbach, Gemahlin des Hofrats und tägliche Besucherin des Museums. Und das, obwohl er bald erkennt, dass die Serienmorde nicht die einzigen mysteriösen Ereignisse sind, deren Spur ins Museum führt.

Sehr gut haben mir die Figuren in ihrer Vielschichtigkeit gefallen. Es gibt (fast) kein nur gut oder böse. Johanna, die brave und anfangs noch jungfräuliche Krankenschwester, träumt von einem biederen Leben, aber erkennt auch verborgene Sehnsüchte in sich. Der verbitterte Inspektor Lischka findet in Julius einen Freund. Die beiden, auf unterschiedliche Weise gestrandeten Männer, geben sich gegenseitig Hoffnung und finden eine gemeinsame berufliche Perspektive. Luise von Schattenbach wirkt einfach faszinierend - nicht nur auf die Figuren des Romans, sondern auch auf mich. Sie intrigiert, manipuliert, man könnte fast glauben, sie hypnotisiert, um ihre Ziele zu erreichen. Und ist doch seit Jahren eine "Gefangene", die sich am Ende befreit. Auch Julius befreit sich - von den Schatten der Vergangenheit. Seine Sicht auf den verhassten Vater wandelt sich im Laufe der Ereignisse. Seine Mutter, die er nie kennenlernte, taucht plötzlich auf und wird ein weiteres Puzzleteilchen im grausamen Spiel. 

Ich war noch nie in Wien, doch die Beschreibung der Schauplätze weckte Lust, dorthin zu reisen. Den Spuren des Julius Pawalet zu folgen (und denen meiner eigenen Großmutter, die zu der Zeit als siebenjähriges Mädchen in Wien lebte)

Das Sterben der Bilder ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Ich liebe solche Wortspiele! Britta Hasler hat eine sehr schöne, bildhafte Sprache. Vergleiche, die ich nie zuvor irgendwo gelesen habe, lassen die Atmosphäre des Winters im alten Wien lebendig werden. 

Fünf Sterne und die Hoffnung auf eine Fortsetzung ... Die inzwischen erhältlich ist: "Die Bilder des Bösen" erschien im August 2017 als E-Book