Rezension

Genialer Mix aus realer Welt und Fantasy-Elementen

Die Mottenkönigin - Beatrice Jacoby

Die Mottenkönigin
von Beatrice Jacoby

Bewertet mit 4 Sternen

Klarabell und ihre Cousinen sind empathisch Hochbegabte. Das heißt sie sind Traumwandlerin, Medium und Gedankenleserin. Sie leben abgeschottet und unter strengen Regeln in einem Internat, dürfen dieses nur in Begleitung von Bodyguards verlassen, müssen spezielle Ernährungsweisen einhalten und dürfen nicht mit "normalen" Menschen sprechen, weil dies sonst ihre Fähigkeiten negativ beeinflussen könnte. 

Doch dann erhält Klarabell eine schlechte Prophezeiung. Sie wird ihren 18. Geburtstag nicht mehr erleben. In ihrer Panik flüchtet sie aus ihrer behüteten Welt und versucht verzweifelt eine Lösung zu finden. Diese wird ihr durch den Unsterblichen Pares geboten. Gegen eine kleine Gefälligkeit könnte auch Klarabell Unsterblichkeit erlangen. Es stellen sich allerdings die Fragen: Was ist ein Menschenleben wert und was bist du bereit für dein eigenes Leben zu opfern beziehungsweise zu tun? 

Die Cousinen sind wirklich bemitleidenswert: Klarabell ist des Todes geweiht, Cassandra droht durch die ständigen Stimmen der Toten um sie herum verrückt zu werden und Morgana hat das Lachen verlernt. Die drei sind etwas ganz besondere Charaktere, ich mochte sie alle. Grade auch nachdem man im Verlauf erfährt, wie es zu bestimmten Situationen gekommen ist. Klarabell will sich den beiden anderen jedoch nicht anvertrauen, da sie nicht mehr so eine enge Bindung verbindet wie es früher der Fall war. Sie will sich selber und auch anderen gegenüber nicht eingestehen, was es über sie aussagen könnte, dass sie bereit ist bestimmte Dinge im Tausch gegen die Unsterblichkeit zu tun. Sie glaubt selber, dass sie sich immer weiter in ein Monster verwandelt.

Unerwartete Hilfe erfährt sie durch Noah, Morganas Stiefbruder, mit dem Klarabell eigentlich noch nicht mal reden dürfte, den sie aber schon immer faszinierend fand. 

Zum Ende hin gibt es eine krasse Wendung und es kommt zu einem Finale, welches die gesamte Handlung des Buches in Frage stellt. Ich persönlich hätte mit dieser Entwicklung nie gerechnet, bin mir aber auch nicht sicher, wie gut ich sie finden soll. 

Man muss auch sagen, dass das Buch spannungsmäßig eher dahin plätschert. Es gibt zwar einige Spannungsspitzen, diese sind aber nicht so zahlreich gesät. Es werden immer wieder die oben genannten moralischen Fragen aufgeworfen. Gerne hätte ich mehr über die empathisch Hochbegabten generell erfahren, welche Regeln es gibt, welche Konsequenzen bei Verstößen eintreten. Man lernte lediglich die drei Cousinen kennen, keine Autorität oder dergleichen. Es wirkte fast so, als könnten sie trotz der angeblichen strengen Regeln dennoch machen was sie wollten. Die Frage ist auch, ob tatsächlich alles so ist, wie man es ihnen jahrelang beigebracht hat oder ob dies nur Vorwände waren. Meiner Meinung könnte in Folgebänden gerne noch einiges an Erklärungen kommen.

Die Idee der Traumwandler, Medien, Gedankenleser und Unsterblichen ist aber definitiv spannend. Toll fand ich auch den Bezug zum Aberglauben. .... Edelsteine, Talismane und Tattoos, welche mit spezieller Impfstoff-Tinte gestochen werden bieten Schutz gegen schlechte Gedanken, Flüche oder den Einfluss von beispielsweise Freitag dem dreizehnten, einer schwarzen Katze, die den Weg von der falschen Seite kreuzt oder ähnlichen schlechten Omen. Auf der anderen Seite kann eine Pusteblume tatsächlich Wünsche wahr werden lassen. Besonders ist dabei auch, dass die Geschichte in der heutigen Zeit in Köln spielt. Die Fantasy-Elemente könnten aber auch eine eigene Welt oder Parallel-Welt vermuten lassen. Dieser Mix ist echt genial.