Rezension

Genialer Schreibstil - So noch nicht gelesen

Wohnverwandtschaften -

Wohnverwandtschaften
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 5 Sternen

Während das Cover ja noch recht unscheinbar daherkommt und man sich noch nicht wirklich viel vom Inhalt vorstellen kann, überzeugt dieses Buch durch seinen genialen, innovativen und sehr individuellen Schreibstil, der mich als Leser sofort gefesselt hat.

Isabel Bogdan verleiht den vier Mitgliedern der doch eher ungewöhnlich zusammengesetzten Wohngemeinschaft eine jeweils individuelle Stimme. In jedem Kapitel ist ein anderes Mitglied an der Reihe, zu berichten. Diese Berichte sind verfasst wie Gedankenströme, als würde man direkt in das Gehirn der Personen schauen können. Dadurch strömt die Erzählung geradezu voran. Es ist faszinierend, wie sie es schafft, jeden Charakter so individuell darzustellen, allein damit, wie Sätze und Wörter verwendet werden.
Des Weiteren gibt es mehrere Abschnitte, die eher wie ein Theaterstück geschrieben sind, also ohne "sagte Murat" oder "fragte Jürgen" am Satzende, sondern einfach mit einem "Murat: _____" und einigen Regieanweisungen wie "Murat betritt die Küche". Das passt total zu einer Unterhaltung von mehreren Personen in der WG und lässt die Konversation so viel lebendiger wirken, obwohl ja eher sprachlich etwas weggelassen wird. 
All das fand ich schon einfach faszinierend, aber die Geschichte ist auch wirklich gut. Ohne jetzt viel zu verraten, gibt es eine Handlung, die sich im Klappentext noch nicht andeutet, aber an der die WG zu knabbern haben wird und sich dann zeigt, dass sie viel mehr sind, als nur eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen.
Auch dort gab es einen inneren Monolog, der stiltechnisch sehr faszinierend ist, leider kann ich hier nicht sagen, was ihn so besonders macht, da das etwas wichtiges verraten würde.

Rundum fand ich es einfach ein faszinierendes Buch, dass auch ohne großes Tamtam oder Fantasie auskommt und literarisch einfach faszinierend ist.