Rezension

Geniales Setting, tolle Story

Höllenjazz in New Orleans
von Ray Celestin

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

New Orleans, 1918: Die Stadt, bekannt für ihren Mix aus verschiedenen, dort angesiedelten Kulturen, aber auch ihre Lasterhaftigkeit, wird durch eine Mordserie erschüttert. Ohne Einbruchsspuren zu hinterlassen, dringt der Axeman in die Häuser italienischer Lebensmittelhändler ein und ermordet die Anwesenden grausam mit einer Axt. Während Detective Michael Talbot für die Polizei ermitteln soll und unter großem Druck steht, wird sein Ex-Kollege Andrea de Luca von der Mafia bauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Auch die junge Ida, Sekretärin einer Detektei, hat ihre Gründe, die Verbrechensserie genauer unter die Lupe zu nehmen, wofür sie die Hilfe ihres Freundes Louis Armstrong in Anspruch nimmt.

Meinung

Ich habe ein Faible für historische Romane, die wahre Begebenheiten mit Fiktion mischen, da ich es stets faszinierend finde, wie reale Ereignisse in die erfundene Handlung eingebaut werden. „Höllenjazz in New Orleans“ tut dies gleich in mehrerer Hinsicht, denn sowohl der Axeman, dessen Identität nie aufgedeckt wurde, als auch Lewis Armstrong, der lange nach dem Jahr, in dem dieser Roman spielt, weltberühmt wurde, existierten wirklich. Gerade weil das Rätsel um den Axeman nie gelöst wurde, war ich gespannt, wie der Autor es in seinem Roman tun würde.

Ein großes Kompliment gilt Ray Celestins Fähigkeit, seine Leser*innen direkt in die faszinierende Atmosphäre von New Orleans des frühen 20. Jahrhunderts zu entführen. Er beschreibt die sehr unterschiedlichen Lebenssituationen der Menschen, die Einflüsse der verschiedenen Kulturen aber auch die Spannungen zwischen ihnen, die Stimmungen und die bunten Straßenbilder so detailliert, dass man sofort hineingesogen wird in diese faszinierende Stadt.

Mit den vielen detaillierten Beschreibungen geht jedoch auch ein eher gemächliches Tempo einher, an das man sich zunächst gegewöhnten muss. Der ersten Teil des Buches wird darauf verwandt, in die Leben und die aktuelle Situation der einzelnen Hauptfiguren einzuführen und sie Stück für Stück weiter in den Axeman-Fall zu verstricken. Auf diese Weise dauert es eine ganze Weile, bis der Roman an Fahrt aufnimmt.

Dann aber zeigt sich, wie komplex und unglaublich gut durchdacht Celestins Ideen zum Axeman-Fall sind und wie alle Handlungsstränge des Buches schließlich zu einem faszinierenden Ganzen zusammenführen. Besonders begeistern konnte mich, dass Michael, Luca und Ida denselben Fall auf sehr verschiedene Arten angehen und im Laufe des Buches verschiedene Aspekte davon aufdecken, die sich für die Leser*innen am Ende dann Puzzlestück für Puzzlestück zu einer Hintergrundgeschichte zusammensetzen, die viel weiter geht, als man zunächst angenommen hätte. Und trotz der vielen Informationen, die man am Ende noch erhält, wird es gerade dann so richtig spannend und kommt nochmal zu mehreren Showdowns.
Ob Celestins Erklärung für die Morde realistisch ist, sei mal dahingestellt, aber kreativ und gut ausgearbeitet ist sie auf jeden Fall.

Fazit

In „Höllenjazz in New Orleans“ beschäftigt sich Ray Celestins auf kreative Weise mit der realen Axeman-Mordserie, wobei er eine sehr komplexe und spannende Handlung entwickelt. Vor allem aber beeindruckt seine Fähigkeit, die Leser*innen durch detaillierte Beschreibungen direkt in die faszinierende Atmosphäre des Handlungsortes hineinzuziehen.