Rezension

Genuss-Krimi

Amuse-Gueule - Christina Bacher

Amuse-Gueule
von Christina Bacher

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Amalie Mannweilers Restaurant ›Amuse Gueule‹ gehört zu den wenigen Edel-Restaurants in der Pfalz, für den nahe gelegenen ›Forellenhof‹ eine bedrohliche Konkurrenz. So liefern sich am Unterhammer frankophile Haute Cuisine und gut bürgerliche pfälzische Kost ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Als Amalie durch einen Treppensturz ins Krankenhaus kommt, übernimmt ihre Tochter Karla aus Köln die Verantwortung für die Küche. Prompt wird kurz darauf eine Leiche in der Gaststube aufgefunden – offenbar wurde der Mann durch die Spezialität des Hauses vergiftet: Nun gerät Karla Mannweiler ins Kreuzfeuer der Ermittlungen …

Ort der Handlung: Pfälzer Wald

== Leseeindrücke: ==

Aus der Genuss-Krimi-Reihe des KSB Verlages durfte ich schon einige Werke lesen und war begeistert auch diesen Kriminalroman lesen zu dürfen.
Dieser Krimi ist kein typischer Krimi, wie man sie so kennt: Es gibt Tote, die aber erst gegen Ende des Romans ermordet werden. Ermittler gibt es nur ganz am Rande in Nebenhandlungen, Hauptaugenmerk richtet sich auf Karla Mannweiler, von der wir zum einen aus der Beobachter-Perspektive lesen, zum anderen an ihren Gedanken teilhaben können, die sie (im Roman als Kursivschrift verfasst) uns Lesern mitteilt. Der Text in Kursivschrift ist das Hier und Jetzt und das dazwischen die Rückblenden …

Karla Mannweiler springt für ihre Mutter ein, die das Restaurant ›Amuse Gueule‹ betreibt und eines Treppensturzes wegen im Krankenhaus liegt. Das ist zunächst einmal der Haupthandlungsstrang. Viele viele weitere Parallelhandlungen prasseln zu Beginn des Lesens auf einem ein. Wir lesen die Gedanken eines offensichtlichen Psychopathen, der den Tod seiner Mutter sühnen möchte. Dann von einem Vater der seine Tochter am Wochenende sieht und sie mit zum Opa nimmt, der das Restaurant ›Forellenhof‹  betreibt. Dann gibt es noch einen mysteriösen Verfolger, der Karla von Köln in die Pfalz gefolgt ist und immer wieder Szenen auch im Krankenhaus. Und dann zwischendrin auch noch immer Karlas Gedanken …. 

Als geübter Krimi-Leser weiß man: All diese Fäden der unterschiedlichen Handlungsstränge werden irgendwann zu einem Knäuel zusammenlaufen und je weiter man liest, desto mehr bekommt man Einblicke in die verzwickten Zusammenhänge. Ich muss ehrlich gestehen: Ich bin zwar einfach in die Handlung reingekommen, aber nicht einfach hinter die Zusammenhänge gekommen.

Irgendwann sieht der Leser klarer und klarer und ein Überraschungsmoment jagt den nächsten. Gegen Ende sieht der Leser klarer, obwohl das Ende ziemlich offen gehalten ist, war mir dennoch alles klar  vor Augen, was wann warum geschah. Der Spannungsbogen war von Anfang an ganz straff gespannt, denn gerade weil man aus dem Buchrückentext wusste, dass es ja noch einen Toten geben wird, "sehnte" ich diesem gespannt entgegen und da man bis zum Auftauchen des Toten ja alle Protagonisten schon intensiv kannte, war die Frage nicht nur auf das "Wann?" gerichtet, sondern auch auf den "Wer?".

Die Charaktere werden klar vorstellbar detailliert und authentisch beschrieben. Der Lokalkolorit der Pfalz mit Umgebung - auch Mannheim, woher ich komme - wird so beschrieben, dass ich mich in diesem Roman fast schon heimisch fühlte.

Kapitel gibt es in diesem Roman keine, aber Abschnittsunterteilungen mit  ***  versehen, die anzeigen, wann ein Perspektivenwechsel stattfindet. Die ziemlich genau 100 Seiten lassen sich ein einem Rutsch lesen und haben mir so die Wartezimmerzeit angenehm und fesselnd verkürzt.
Ganz wunderbar und auch ganz typisch für die Genuss-Krimis: Immer wieder zwischen den Seiten wunderbare regionale Rezepte aus der Gegend Pfalz, die ich unbedingt nachkochen möchte, da sie einfach, außergewöhnlich und lecker erscheinen.

Das Cover ist recht schlicht gehalten, zeigt einige Zweige mit giftigen Beeren, hat von der Aufmachung her aber einen Zuordnungs- und Wiedererkennungswert, der mir sofort signalisiert: Wieder ein wunderbarer Genuss-Krimi, den man einfach lesen muss.

©esposa1969