Rezension

George Martin lädt ein zur Geschichtsstunde

Feuer und Blut - Erstes Buch - George R. R. Martin

Feuer und Blut - Erstes Buch
von George R. R. Martin

Bewertet mit 1 Sternen

„Die lange Herrschaft König Aegons I. Targaryen (1-37 n.A.E) war weitgehend friedlich… insbesondere in den späteren Jahren. Aber dem Frieden des Drachen, wie die letzten beiden Jahrzehnte seiner Herrschaft später von den Maestern der Zitadelle genannt werden sollten, gingen die Kriege des Drachen voraus, deren letzter einer der grausamsten und blutigsten Konflikte war, die je in Westeros ausgefochten wurden.“

Als Fan der Serie „Game of Thrones” wollte ich auch gerne einmal ein Buch des ursprünglichen Autors lesen. Da ich die Serie kenne und auch liebe, klang es nicht so spannend die direkte Buchvorlage zu lesen, da ich hier schon die Handlung und überraschenden Wendungen kenne. Ich entschied mich daher für die Vorgeschichte des Hauses Targaryen. Da ich bis dato immer die Erfahrung gemacht habe, dass die Bücher besser als die Filme sind, war ich sehr darauf gespannt, welche Bilder George R.R. Martin in meinen Kopf zaubern würde.

Zunächst war ich begeistert von der Aufmachung des Buches. Im Bucheinband kann ein Stammbaum des Hauses Targaryen ausgeklappt werden, der sehr gut zur Orientierung dient. Außerdem enthält das Buch nicht nur eine neue Geschichte aus Westeros, sondern ist auch um einige Zeichnung ergänzt. Alle paar Seiten wird das mögliche Kopfkino um sehr schöne, detaillierte schwarzweiß Bilder ergänzt.

Zu dem Inhalt des Buches kann ich nur sagen, dass es wirklich die Vorgeschichte zu „Das Lied von Eis und Feuer“ ist. Es enthält die Herrschaft verschiedener Könige, ihrer Liebschaften und Kriege. Es tauchen hier zu viele Könige auf, um tiefer ins Detail zu gehen. Bei dem ersten Kapitel war ich überrascht über die detaillierten Informationen, die der Leser präsentiert bekommt. Zunächst habe ich dies auf eine Einleitung geschoben. Jedoch wurde mir schnell klar, dass es sich hier nicht um die Einleitung handelt, sondern dass dies der Stil des Buches ist.

Es ist tatsächlich, wie der Untertitel verspricht, eine Chronik oder auch eine neutrale Niederschrift der (erfundenen) Ereignisse. Ohne Emotionen wird eine Handlungsabfolge berichtet. Dabei werden keine einzelnen Szenen beschrieben und es gibt keine Momentaufnahmen oder Dialoge. So bleiben die Charaktere nur Namen und sie erhalten kein eigenes Wesen. Über den ersten König weiß ich nur, mit wem er verheiratet war und grob, was er wann gemacht hat. Darüber wie er sich gefühlt hat oder was er gerne mochte, kann ich nur Mutmaßungen abgeben.

Diese Distanz zu den Charakteren und zur Geschichte haben dazu geführt, dass ich mich sehr schnell gelangweilt habe. Die Handlung konnte mich nicht packen, da ich selbst kein Teil davon war. Es liest sich wie ein Sachbuch aus dem Geschichtsunterricht. Nach 30 Seiten hatte ich schon etwas über drei große Schlachten gelesen und Weitere folgten kurz darauf. Nach circa 70 Seiten endet die Herrschaft des ersten Königs und das Leben des nächsten wird beschrieben.

Mit der Aussicht, dass es so für die nächsten 800 Seiten weitergehen würde, war ich überhaupt nicht motiviert weiterzulesen. Normalerweise verschlinge ich Bücher und lese jede Geschichte bis zum Ende, aber für diese 70 Seiten habe ich eine ganze Woche gebraucht, weil es so zäh war. Obwohl ich bis dato erst ein anderes Buch vor ein paar Jahren abgebrochen hatte, habe ich mich dann dazu entschlossen hier aufzuhören. Ich habe noch ein paar Seiten quergelesen und durch die nächsten Kapitel geblättert, aber er sah mir nicht so aus, dass sich an dem Erzählstil noch etwas ändern würde.

Die Grundidee finde ich gut und ich hatte auch teilweise das Gefühl, dass sich aus der Vorgeschichte eine spannende Fernsehserie machen lassen würde, aber in dieser Form ist das Buch überhaupt kein Lesegenuss für mich. Ich befürchte, dass hieran auch kein erneuter Versuch in ein paar Wochen oder Monaten etwas ändern würde. Für mich wird es daher Westeros in Zukunft leider nur auf dem großen Bildschirm und nicht in Papierform geben.