Rezension

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Geschichte einer gescheiterten Liebe

Eine Liebe, in Gedanken - Kristine Bilkau

Eine Liebe, in Gedanken
von Kristine Bilkau

Bewertet mit 3 Sternen

Das erste Drittel fand ich langweilig, die Charaktere unbeholfen und hölzern, die Sprache ebenso. Das besserte sich im Laufe des Lesens, aber richtig warm bin ich weder mit den Personen des Buches noch dem Inhalt geworden.

Die Handlung wird in zwei Strängen erzählt: Die Tochter erinnert sich an das Leben ihrer gerade verstorbenen Mutter und nebenbei erzählt sie von ihrer Arbeit und reflektiert das Verhältnis zur eigenen Tochter.

Von der ersten unglücklichen Liebe ihrer Mutter weiß sie zwar aus deren Erzählungen, aber durch Unterlagen und Bücher wird bei der Wohnungsauflösung noch einmal alles lebendig. Antonia, die Mutter, war mehrfach verheiratet, hat aber ihre erste Liebe Edgar nie vergessen, wahrscheinlich auch, weil die Ursachen und Beweggründe des Scheiterns nie richtig geklärt wurden.

Genau das erhofft sich jetzt der Leser von der Geschichte, denn die Tochter hat vor, den inzwischen über 70jährigen Edgar, der wieder im Haus seiner Eltern wohnt, zu besuchen. Sie möchte, dass er sich an die Mutter und ihre gemeinsame Zeit erinnert.

Das damalige Liebespaar Edgar und Toni erscheint mir oft seltsam emotionslos, vor allem der junge Mann, der bereits ein Kind hat, das bei den Großeltern mütterlicherseits aufwächst, für das er zwar finanziell aufkommt, das aber fast nie von ihm erwähnt wird, als ob es gar nicht da wäre.

Mir gefallen die Personen auch deshalb nicht, weil sie unfähig scheinen, miteinander angemessen zu kommunizieren. Die Tatsache, dass sie nicht wirklich Vertrauen zueinander haben, äußert sich auch in einem Krankenhausaufenthalt von Toni, über deren wahre Natur sie Edgar im Unklaren lässt. Seltsam auch der Ton ihrer Kommunikation miteinander: "Bis bald, süße Dame", so verabschiedet er sich und nach ihrer ersten Nacht liegt morgens ein Zettel auf dem Küchentisch: "Du bist ein sehr liebenswertes Geschöpf. Mehr weiß ich im Moment nicht zu sagen. E."

Beruflich und wahrscheinlich auch sonst unzufrieden, nimmt Edgar ein Angebot an, nach Hongkong zu gehen. Toni soll später nachkommen, wenn er sich beruflich etabliert hat. In den damaligen Zeiten war eine solche Trennung besonders schwierig, weil man nicht die Möglichkeiten schneller Kommunikation hatte wie heute. Aber das wird nicht der Grund für das Scheitern gewesen sein. Was dann?

Ich finde, dass Antonia übel mitgespielt wird, als sie erst ein Telegramm bekommt, dass sie zum 'Abbrechen aller Zelte' veranlasst (Beruf und Wohnung kündigen, Sachen verpacken und einlagern, etc.) und dann alles im Sande verläuft. Solch ein Verhalten ohne Erklärung ist mir ein Rätsel und lässt auf mangelndes Mit- und Verantwortungsgefühl schließen.

Und weil ich mich als Leser am Ende auch hängen gelassen fühle, kann ich diesem Buch leider nichts abgewinnen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. März 2018 um 13:59

Hier machst du es richtig! In der Analyse hast du ja nicht unrecht!