Rezension

Geschichte eines Lebens im Exil

Selbstbild mit russischem Klavier - Wolf Wondratschek

Selbstbild mit russischem Klavier
von Wolf Wondratschek

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als Leser kann man sich glücklich schätzen, diesen Roman lesen zu dürfen. Den letzten Roman hatte Wondratschek als Manuskript an einen Mäzen verkauft und das Buch blieb der Öffentlichkeit vorenthalten. Diesmal erscheint das Buch, bei Ullstein! Und man wirklich von Glück sprechen, denn das Buch ist es Wert!

Der Roman besteht hauptsächlich aus den Gesprächen des Erzählers, ein Schriftsteller, mit dem russischen Pianisten Suvorin in Wien und den Reflektionen des Schriftstellers über das Gehörte. Somit ist es ein fast klassischer Künstlerroman. Es ist wohl kein Zufall, dass Wondratscheks Sympathie einer widerspenstigen Figur gehört, der auf Eigenständigkeit besteht, zur Not auch Rebellion nicht scheut. Das geschieht meistens mit einer humorigen Note. Suvorin hat Charme, aber auch seine Schwächen, z.B. seine Trinkerei, aber er steht dazu, wie er ist und lässt sich nicht verbiegen. Es ist die Geschichte eines Lebens, auch die des Alterns.
Die Gespräche in dieser Umgebung entwickeln einen eigenen Sound und als Leser kann man in dieser Sprache schwelgen.