Rezension

Geschichte eines Zoos

75 Jahre Zoo am Kaiserberg
von Achim Winkler

Bewertet mit 4 Sternen

Meine frühestens Erinnerungen an den Duisburger Zoo (am Kaiserberg) sind etwa 45 Jahre alt. Der Zoo selber, gegründet 1934, wurde im Jahr 2009 75 Jahre alt. Zu diesem Anlass erschien dieses Buch, das die Geschichte und Entwicklung des Tierparks aufzeigt.

Schon die Anfänge sind interessant zu lesen. Tragisch, wie nach den ersten erfolgreichen Aufbaujahren der zweite Weltkrieg zu einer beinahe Komplettzerstörung führte! Bei Kriegsende lag der Zoo in Trümmern, es lebten lediglich noch ein Emu, drei Flamingos und einige Esel, Ziegen und Schafe. Wie engagiert dann der Wiederaufbau betrieben wurde, hat mich schon beeindruckt. Und ebenfalls, dass bereits in den ersten Nachkriegsjahren Zeichen von Fortschrittlichkeit in den Haltungsbedingungen zu erkennen waren. So legte der Zoo damals erste Anlagen mit vergesellschafteten Tierarten an: Eine Indienwiese, eine Australienwiese und eine Südamerikaanlage. Und das im Jahr 1962 eröffnete Äquatorium war seinerzeit das größte und modernste Affenhaus der Welt.

 

Der Autor ist der aktuelle Direktor des Zoos und er gliedert sein Buch nach dem Wirken seiner Vorgänger. Das waren nicht allzu viele und jeder von ihnen hat die Leitung gemäß des jeweiligen Zeitgeists betrieben. Während es in den Anfängen darum ging, möglichst viele Tiere zu präsentieren (was zu den damals vielen, kleinen Käfiganlagen führte), ging es nach und nach immer mehr um die Schaffung möglichst natürlicher Lebensräume. Und während ein früherer Direktor noch regelmäßig Tiere aus freier Wildbahn für seinen Bestand fing, stehen heute Themen wie Zuchtprogramme, Arterhaltung, Artenschutzprogramme und Auswilderungen im Fokus.

Für den Zoobesucher hat das natürlich Auswirkungen. Der Tierbestand wurde stark ausgedünnt, die Artenvielfalt reduziert, um den Individuen mehr Platz zu schaffen. Statt an Käfigen vorbei läuft man praktisch ständig durchs Grüne, von einer Freianlage zur nächsten. Das ist nicht nur für den tierischen Bewohner besser, sondern auch viel schöner für den menschlichen Besucher.

 

Wenn man durch das reich bebilderte Buch blättert, kann man diese Veränderungen sehr schön an Vorher-Nachher Fotos betrachten. Für mich war es gleichzeitig eine kleine Zeitreise, denn beim Betrachten der alten Bilder wurden viele Erinnerungen wach. Und es gab auch Witziges zu entdecken, beispielsweise auf zwei nebeneinander abgebildeten Fotos, auf denen man erkennen kann, wie Sockelblöcke des im Krieg zerstörten Kaiser-Wilhelm-Denkmals für die Gestaltung des Robbenbeckens verwendet wurden.

 

Ein wenig langatmig fand ich Passagen, in denen es um personelle Veränderungen, beispielsweise im Aufsichtsrat, ging. Die habe ich nur überflogen, weil sie mich schlicht nicht interessierten. Davon abgesehen las sich das Buch aber sehr schön.

 

Fazit: Die Änderungen in der Zootierhaltung kann man hier sehr eindrucksvoll an der Geschichte eines Zoos beobachten. Reich bebildert und interessant zu lesen.