Rezension

Geschichte gut, Lektorat hat aber vollkommen versagt.

Glück dich! - Monika Pfundmeier

Glück dich!
von Monika Pfundmeier

Bewertet mit 2.5 Sternen

Monika Pfundmeiers „Glück dich“ könnte eigentlich ne ziemlich gute Geschichte sein, wenn es da nicht zwei Dinge gegeben haben, die mich massiv gestört haben.

Zunächst zum Inhalt: Nora lebt in zwei Welten. Die eine ist ihre Heimatstadt München, die andere ist Frankfurt, wo sie von montags bis donnerstags arbeitet, um das Wochenende zu Hause verbringen zu können. Seit einiger Zeit kann sie es Woche für Woche nie erwarten, bis der Donnerstagabend endlich vorbei ist, damit sie endlich nach Hause fahren kann, denn Nora wird auf der Arbeit von ihrem Chef sexuell belästigt. Ihn fand ich ein wenig sehr einfach gezeichnet. Da ist auch Ben keine Hilfe, den sie anfangs immer nur abwertend „Frischling“ nennt, da er erst seit kurzem in der Firma ist, mit dem sie sich im Laufe der Geschichte aber mehr und mehr versteht. In München fühlt Nora sich zu Hause, hier lebt Felix, ihr geliebter Bruder, mit seinem Verlobten, deren Hochzeit sie teilweise mit Schwierigkeiten mitorganisiert. In München lebt aber auch Tim, mit dem Nora irgendwie so halb zusammen war, aber irgendwie auch nicht, jedenfalls hatte sie sich wohl mehr erhofft, er jedoch wollte nur eine unkomplizierte körperliche Beziehung.
Mit Tim wird ein letztes Mal noch detailverliebt korpuliert, bis sie feststellt, dass sie die Beziehung in dieser Form eigentlich gar nicht will. Aber sein Körper passt ja so gut zu ihrem. Überhaupt ist Nora ein sehr körpergesteuerter Mensch, der erst mal mit jemandem im Bett landen muss, um zu wissen, ob es passt. Vermutlich kommt sie deshalb mit diesem einen Jemand, der in der Inhaltsangabe auf der Buchrückseite genannt wird, in den sie sich unbedingt verlieben muss, nicht zusammen – da gabs nämlich, anders als mit vielen anderen, keinen Sex.
Der viele, sehr genau beschriebene Sex ist ja auch eigentlich gar nicht schlimm, würde er Noras fragwürdige Moralvorstellungen in gewissen Dingen nicht verdeutlichen. Sex mit dem liierten Mann ist nämlich für sie erst dann nicht mehr in Ordnung, als er sich von seiner noch-Freundin nicht trennt, um mit ihr zusammenzukommen. Hingegen findet sie die Avancen eines anderen liierten Mannes vollkommen daneben, weil dieser verheiratet ist. Ja was denn nun?
Das ist einer der beiden Faktoren, die mich stark gestört haben: Noras Doppelmoral.
Ebenfalls, aber nicht nur, störte mich, dass es einige lose Enden gab. Ben? Über den erfährt man nichts mehr, obwohl er eine wichtige Figur war. Sophie? Ward nicht mehr gesehen, obgleich sie Nora eine wichtige Botschaft fürs Leben mit auf den Weg gegeben hat. Daniel? Was mit ihm passiert, erfährt man nicht, und man muss sich teilweise zusammenreimen, was sie per elektronischer Post eigentlich auf den Weg geschickt hat.

Der andere Störfaktor lässt mir auch nach Ende der letzten Seite noch die Haare zu Berge stehen und sorgt dafür, dass ich das kürzlich zum vollen Preis gekaufte Buch definitiv nicht in meinem Regal stehen haben will. Das Buch ist nämlich voller Fehler. Bereits auf Seite 40 habe ich vier Rechtschreib- und Grammatikfehler entdeckt, die mir den Lesefluss als spracheliebende Leserin verleidet haben. Normalerweise interessiert mich weniger, in welchem Verlag ein Buch gedruckt wurde, aber irgendwann habe ich nachgeschaut, welcher Verlag denn bitteschön so eine grobe Nachlässigkeit in den Druck gibt. Ich weiß nicht, ob das ein Phänomen von Print-on-Demand-Titeln ist, mich hat aber stark verwundert, dass vor Beginn der Geschichte namentlich die Lektorin genannt wurde, die solche gravierenden Fehler übersehen hat. Es ging noch weiter, bis teilweise Satzenden überhaupt keinen Sinn mehr ergeben haben. Auf einen Druck ihres Namens hätte die Lektorin besser nicht bestehen sollen, denn gute Werbung ist das für sie definitiv nicht.

Monika Pfundmeier hat definitiv einen Erzählstil, der mich sehr angesprochen hat, aber diese sehr krassen Sprachfehler im Buch schrecken mich davon ab weitere Titel von ihr probieren zu wollen.
Wer sich an sowas nicht stört, dem kann ich diese kurzweilige Liebes- und Leidensgeschichte nahelegen.

Kommentare

Emswashed kommentierte am 26. November 2018 um 07:38

Allein der Titel legt schon so viele Assoziationen frei.... aber keine guten! :-D

Paperboat kommentierte am 06. Dezember 2018 um 09:29

Tatsächlich kamen wohl einige dieser Assoziationen auch auf der Arbeit auf, als man mich diesen Titel lesen sah. :-)