Rezension

Geschichte hat andere Prioritäten als erwartet

Play -

Play
von Tobias Elsässer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Jonas hat seinen Schulabschluss gemacht und sich entschieden, eine völlig offene und unvorhersehbare Reise zu machen. Der Grund ist eine App, die er im Darknet gefunden hat und die die Zukunft voraussagen kann. Diese hat ihm einen ähnlichen Lebensweg wie dem seines Vaters vorhergesagt, mit dem Jonas keinen Kontakt mehr hat. Diese Zukunft lehnt Jonas vehement ab und tut deswegen auf der Reise alles, um das neue Ergebnis der App in seinem Sinne zu beeinflussen.

Am ersten Rastplatz angekommen, trifft er auf drei Studentinnen, die sich eine Eintrittskarte für eine Party erspielen. Bevor sie den Standort der Party erfahren, müssen sie viele verschiedene verrückte Aufgaben lösen. Jonas schließt sich Sun und ihren Freundinnen an. Die Party selbst ist dann auch sehr wild uns ausufernd. Durch Jonas übertriebenes Verhalten um die App zu beeinflussen wird überwiegend Alkohol- und Drogenkonsum beschrieben. Diesen Teil der Geschichte fand ich eher wenig interessant, außerdem war dies das einzige abenteuerliche, das im Klappentext versprochen wird. Danach wird die Geschichte viel ruhiger und es geht eher um die Gespräche, die Jonas mit Sun führt. Dabei fand ich Sun oft zickig und stimmungsschwankend, es andererseits aber auch interessant hinter ihr Geheimnis zu kommen.

„Du suchst nach Wahrheiten, was prinzipiell ja nicht schlecht ist. Nur glaube ich, dass du sie vor allem offline finden wirst und nicht zwischen Nullen und Einsen.“, S. 214

Zunächst dachte ich, dass diese Geschichte in nicht allzu ferner Zukunft spielt und die App eine große Rolle in der Gesellschaft einnimmt. Doch Jonas lebt im Jahr 2019 und hat die App nur durch Zufall gefunden. Außerdem spielt die App weiterhin noch viel weniger eine Rolle in der Geschichte, als ich erwartet hätte. Sie bildet lediglich den Rahmen der Handlung und wird von Jonas nur als Wegweiser genutzt, indem er über die Stränge schlägt und ausschließlich so handelt, wie er denkt, dass die App es nicht von ihm erwartet. Jonas möchte nicht berechenbar sein und keine durchschnittliche Zukunftsprognose erhalten.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gut. Obwohl die Geschichte doch manchmal recht langsam voranging, wurde es nie mühsam weiter zu lesen. Durch viele Beschreibungen von Jonas‘ Gedanken und Gefühle, lernt der Leser ihn sehr gut kennen. Obwohl seine Handlungen übertrieben sind und oft nicht seinem Wesen entsprechen, kann Tobias Elsässer Jonas‘ Charakter aber anschaulich darstellen.

Die beiden wichtigen Themen, die Tobias Elsässer in dem Buch anspricht, sind die Zukunft, die wir uns wünschen und wie viele Daten über uns im Internet im Umlauf sind, wodurch Firmen sehr viel über jeden Einzelnen uns wissen können. Es ist erschreckend, wie viel Schlüsse aus unseren Profilen, Verbindungen mit anderen Accounts und Nachrichten gezogen werden können und wie weit das in Jonas‘ Fall das Leben beeinflussen kann. Weiterhin wird durch Jonas‘ Kampf gegen die App aufgezeigt, wie stark die Wünsche und Pläne für die Zukunft das Heute schon beeinflussen.

 

Fazit:
„Play“ ist ein Buch, das eine wirklich tolle Geschichte verspricht, aber leider nicht ganz halten kann. Die App, die die Zukunft vorhersagen kann, kam mir insgesamt im Geschehen zu kurz. Außerdem finde ich die erste Buchhälfte nicht sehr interessant und die zweite zu langweilig. Der Schreibstil hingegen ist jedoch sehr gut, sodass mein Lesefluss nicht ins Stocken geriet. Ein weiterer Pluspunkt sind die zwei wichtigen Themen, die der Autor anspricht: Die persönliche Zukunft und die Speicherung persönlicher Daten im Internet.