Rezension

Geschichte hat noch Luft nach oben

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

Bewertet mit 3 Sternen

Lukas, ein Mönch Anfang 40, ist schon sein halbes Leben in einem Kloster. Dieses Kloster ist in all den Jahren zu einer Heimat und auch zu einem Zuhause geworden. Doch nachdem ein Mitmönch, der zur gleichen Zeit wie er ins Kloster eintrat und seine Entscheidung revidierte und eine Familie gründete und dann auch noch konvertierte, geraten seine eingefahrenen Gedankenwege und Gefühle in Aufruhr. Er ist wütend auf Andreas, so hieß der Mönch, weil er ihn mit den alten Mönchen allein ließ. Und nun da nach und nach durch den Tod des einen oder anderen Mönches die Gemeinschaft, seine Familie, immer kleiner wird kommt er ins Grübeln ob dies wirklich sein Weg ist. Als Sarah dann auch noch in sein Leben tritt und seine Mitbrüder schon glauben die beiden hätten ein Verhältnis, nimmt er es erst noch mit Humor dann jedoch ist doch sehr pikiert darüber. Auch wenn er laut über das Zölibat nachdenkt und sein Verhältnis zu Gott. Seine entfachten Triebe versucht er durch lange Schwimmeinheiten zu zügeln. Kurz er befindet sich seelisch in einen Strudel der Gefühle, die er erstmal ordnen muss, wenig hilfreich ist dabei dass sein engster Vertrauter einen Schlaganfall erleidet.

 

Der Autor schafft es mit Hilfe seiner fast schon meditativen Erzählweise, den Leser zu entschleunigen. Jedoch kratz er mit den Themen Zölibat, Rechte der Geschiedenen etc. lediglich an der Oberfläche. Und das finde ich wirklich schade, denn er hatte so viele Steilvorlagen und hat sie einfach verpuffen lassen.

 

Durch einen inneren Monolog und wenige Dialoge wird die Handlung bestimmt. Bemerkenswert ist wie sich der Hauptprotagonist entwickelt. Da Lukas sich in einen Gewissenskonflikt befindet und emotional aufgeladen ist. So ist er Anfangs richtig wütend auf Andreas, der gegangen ist um sein Leben wieder aufzunehmen. Und er ist der der zurückblieb, auf dem jetzt alle Hoffnung ruht auch der Fortbestand des Klosters. Hin und hergerissen sinniert er grübelt und versucht seine Gedanken beim Schwimmen zu ordnen. Insgesamt ist mir die Handlung jedoch viel zu oberflächlich. Auch wenn der Glaube der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist fehlt mir doch dieses gewisse Etwas, was mich sagen lässt toll, aber das fehlt hier leider

 

Auch die Person des Lukas wird nicht unbedingt greifbar. Man erfährt zwar so einiges über ihn und seine Familie. Aber richtig nachvollziehen, warum er ausgerechnet das Leben als Mönch gewählt hat, kann ich auch am Ende nicht. Auch jetzt wo er mit sich einen Gewissenskonflikt ausficht bleiben oder gehen wird er nicht greifbar. Man könnte auch sagen er ist tief in seinem Glauben verwurzelt. Aber eine Entwicklung findet bei ihm erst statt als er diese Schauspielerin Sarah trifft.

 

Fazit: Ein schönes Buch zum entschleunigen und runterkommen und nachdenken. Jedoch hat die Handlung als auch die Ausgestaltung der Figuren und reichlich Luft nach oben. Das Buch ist schon sehr speziell und bestimmt nicht für jedes was, aber doch ein netter zeitvertreib.