Rezension

Geschichte mit mehr Höhen als Tiefen

Die Achse meiner Welt - Dani Atkins

Die Achse meiner Welt
von Dani Atkins

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Achse meiner Welt“ ist ein Drama rund um die junge Rachel, die bei einem Unfall ihren besten Freund und damit jegliche Lebensfreude verlor. Eine Narbe im Gesicht erinnert sie an jenen Abend, an dem ihr bester Freund Jimmy sie vor dem Tod rettete und dies mit seinem Leben bezahlte.   5 Jahre später kehrt die nunmehr 23-jährige Rachel das erste Mal seit diesem Geschehnis in ihren Heimatort zurück und trifft auf ihre damalige Clique. Für alle scheint das Leben voranzuschreiten, außer für Rachel, die seit jeher an Depressionen und starken Kopfschmerzen leidet. Getrieben von Einsamkeit sucht sie das Grab ihres besten Freundes auf. An diesem Punkt endet der erste Handlungsstrang und Rachel wacht im Krankenhaus wieder auf, doch sämtliche Umstände ihres Lebens haben sich verändert. Weder gab es den Unfall in der Form, wie sie ihn in Erinnerung hat, noch ist sie durch eine Narbe „entstellt“ oder ihr bester Freund tot. Auch ihr an Krebs leidender Vater scheint gesund zu sein. Ihr vermeintliches Leben war, so wird von Ärzten gemutmaßt, Teil einer Amnesie. Zusammen mit Jimmy begibt sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität und muss dabei feststellen, dass Jimmy schon immer mehr als nur ein Freund für sie war.

 Zunächst wird Rachels ursprüngliches Leben geschildert. Das ist gespickt von Traurigkeit, Enttäuschungen und Einsamkeit. Um dieses Gefühl zu transportieren, schafft die Autorin eine unheimlich depressive Atmosphäre. In dem darauffolgenden zweiten Handlungsstrang sieht der Leser sich in der selben Situation wie Rachel; völlig ahnungslos und nach möglichen Theorien fischend. Bis zu dem Zeitpunkt, als Rachel ihre vermeintliche Amnesie akzeptiert, hält die Autorin den Spannungsbogen permanent oben und das ist ihr fabelhaft gelungen. Auch meine persönliche Theorie wurde angeschnitten, aber bis zum vollkommenen Ende nicht widerlegt. Auch wenn Rachel an die Amnesie glaubte, ging es mir als Leser nicht so und meine Gedanken kreisten ständig um die offizielle Auflösung der Geschichte.            Im Zuge dessen gestanden sich Rachel und Jimmy ihre schon immer dagewesene Liebe. Das ganze Buch lieferte zahlreiche Hinweise darauf, dass Jimmy starke Gefühle für Rachel hegte, doch ihr gelang es, es trotzdem nicht zu begreifen. Bis es dann endlich doch soweit war, musste ich mich ein paar Mal über diese Naivität ärgern und hätte ihr im Anschluss gerne zu dieser Erkenntnis gratuliert. Ein weiterer Punkt, der mich störte, war diese plötzliche völlige Verliebtheit seitens Rachel und die Ausweitung ihrer Liebesbekenntnisse in epischer Breite. Es fiel mir an dieser Stelle schwer weiterzulesen, da der Kitsch nur so aus den Seiten quoll.

Wie die anfängliche depressive Lebenssituation, erlebte Rachel nun das völlige Hochgefühl – zwei Extreme, die sehr wichtig für das Buch sind und als sehr geschickte Stilmittel dienen. Denn danach erfahren wir das offizielle Ende und das hat mich eiskalt getroffen. Für mich ganz unerwartet fügten sich die Puzzleteilchen und das Bild wurde plötzlich rund. Das Ende versöhnte mich sogar größtenteils mit den extremen Gefühlsschilderungen und rührte mich zu Tränen.

Im Nachhinein betrachtet war das Buch also fabelhaft, nur da mich einige Situationen manchmal stocken ließen, kann ich leider für mich nicht behaupten, dass es 5 Sterne verdient hätte.