Rezension

Geschichte, sehr spannend erzählt!

Die Erleuchtung der Welt - Johanna von Wild

Die Erleuchtung der Welt
von Johanna von Wild

Bewertet mit 5 Sternen

Mechthild von der Pfalz, eine „taffe“ Frau des 15.Jahrhunderts

Ich lese zwar sehr gern historische Romane, jedoch soweit zurück in das 15.Jahrhundert habe ich mich bisher eher selten „verirrt“, aber für dieses Abenteuer wurde ich „fürstlich“ belohnt. Johanna von Wild hat mit „Die Erleuchtung der Welt“ einen Roman geschrieben, der mich von der ersten bis zur letzten Seite in Spannung versetzt hat.

Wir erleben die Zeit 1425 – 1482 aus der Sicht von Helena, einer fiktiven Frau, deren Leben aber eng mit dem von Mechthild von der Pfalz verbunden ist. Mechthild (so nenne ich sie jetzt mal ganz despektierlich) war eine kurpfälzische Prinzessin und durch ihre Ehen Gräfin von Württemberg und Erzherzogin von Österreich – aber mir vor diesem Buch überhaupt nicht bekannt. Lt. Wikipedia war sie „eine der herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Spätmittelalters und eng mit der Bildungsbewegung des Frühhumanismus nördlich der Alpen verbunden, ohne jemals selbst an vorderster Front in Erscheinung getreten zu sein.“ Ja, daran nehmen wir in diesem Roman teil: sie regt ihren 2. Mann (Erzherzog Albrecht VI von Österreich) an, im damaligen österreichischen Freiburg im Breisgau eine Hochschule zu gründen, ihren Sohn Eberhard überredet sie zu einer Universität in Tübingen.

Aber die „trockenen“ Daten von Wikipedia werden von der Autorin in ihrer Geschichte um Helena und Mechthild mit „prallen“ Leben gefüllt, so dass ich als Leserin den Eindruck hatte, mich selbst bei Hof zu befinden. Wir lernen Mechthild und ihre Befindlichkeiten (alles, was die menschliche Natur so zu bieten hat) „persönlich“ kennen, können uns mit ihr freuen, leiden, überlegen, abwägen – manchmal einverständlich, manchmal kritisch.

Aber auch Helena führt ein eigenständiges Leben: hier erfahren wir deutlich, was Armut und „niederer Stand“ in der damaligen Zeit bedeutete, denn nur durch einen glücklichen Zufall kreuzen sich die Wege von Helena und Mechthild… und Helena wird Hofdame und Vertraute von Mechthild. Beide verbindet auch die Liebe zu Wissenschaft, Literatur, Musik und Kunst. Dank Helena erfahren wir einiges über den Gebrauch von Heilkräutern: es war faszinierend zu lesen, wie einige Krankheiten durch die richtige Benutzung der Arzneipflanzen geheilt werden konnten. Und quasi nebenbei entdecken wir, welche Revolution die Entdeckung des Buchdrucks darstellte, mussten doch Bücher jetzt nicht mehr mit der Hand abgeschrieben werden.

Wir erkennen die Verflechtungen von Staat und Kirche, sehen die damalige (untergeordnete) Stellung der Frauen quer durch alle Stände und Gesellschaftsgruppen, lesen über die Gerichtsbarkeiten, kurz: wir nehmen teil am Leben im 15. Jahrhundert in Süddeutschland / Österreich.

Die Autorin hat sehr richtig erkannt, dass sich „unsereiner“ nicht so gut mit den familiären Verflechtungen der Wittelsbacher, Württemberger und Habsburger auskennt, so dass ein Personenverzeichnis am Anfang und Stammbäume am Ende eine gelungene und wichtige Ergänzung darstellen.

Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich es schon während des Lesens gekauft und verschenkt habe (etwas, was ich sonst nie mache!) und habe eben – während des Schreibens dieser Rezension eine Rückmeldung per SMS von der Freundin bekommen. „Außerdem habe ich das wunderschöne Buch genossen. Hat mir toll gefallen. Wieder so taffe Frauen, ohne die es die heutige Gleichberechtigung nicht gäbe.“ Tja, eigentlich hätte das als Rezension doch vollkommen gereicht…

Deshalb schließe ich mich den Worten meiner Freundin an und spreche eine klare Leseempfehlung aus!