Rezension

Geschichte wird lebendig

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 4.5 Sternen

929: König Heinrich greift im Osten seines Reiches die Slawen an und nimmt Prinz Tugomir und seine Schwester als Geiseln. Tugomir, Krieger, Priester und Heiler, kann in der fremden Umgebung nicht heimisch werden, obwohl er die Achtung des Königs gewinnt, als er dessen Sohn Otto das Leben rettet. Otto, Heinrichs Lieblingssohn, folgt dem Vater auf den Thron, doch nicht nur die Landesfürsten, sondern auch zwei seiner Brüder revoltieren. Tugomir könnte Otto helfen, die Krone zu behalten - aber will er das?

Über tausend Jahre ist der Aufstieg von Otto I. mit dem Beinamen "der Große" nun her, und die Zeit ist mir nicht gerade präsent. Rebecca Gablé erschafft in ihrem Roman ein lebendiges Bild. Zwar zitiert sie selbst: "Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion", doch mit diesem deutlichen Bekenntnis erklärt sie selbst, dass die Vergangenheit zwar vielleicht nicht so war wie beschrieben, aber durchaus so hätte sein können. Gut recherchiert bietet das Buch ein detailliertes Bild des Mittelalters, wobei nicht nur das Leben am Königshof, sondern auch der Alltag der einfachen Menschen dargestellt wird. Über die historischen Personen ist nicht viel bekannt, und so dichtet ihnen Gablé eine glaubhafte Persönlichkeit an und ergänzt die Geschichte mit fiktiven Charakteren. Die Beziehungen untereinander und die Schicksale sind gut verknüpft und wären auch als reine Fiktion lesenswert. So aber erhält der Leser ganz nebenbei eine Geschichtsstunde, von der vielleicht sogar etwas mehr hängenbleibt als vom Schulunterricht.